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SOLO FÜR LEA
Aufnahme: 14.10.2016 , Sophiensæle (Video © Walter Bickmann)

Isabelle Schad

SOLO FÜR LEA

Sophiensæle

Texte zur Produktion

isabelle-schad.net

SOLO FÜR LEA beginnt damit, dass die Tänzerin Lea Moro den rechteckigen, schwarzen Raum betritt, der über dem Boden zu schweben scheint. Sie führt eine Reihe einfacher, repetitiver Gesten mit den Armen aus, die sie über dem Kopf und um sich herum hin und her bewegt, als würde sie in dem Raum um ihren Körper unsichtbare Linien und Formen nachziehen. Schon bald werden diese Linien sichtbar und auf ihrem Körper abgebildet, sie formen ihn um und zeichnen ihn neu. Sie bemächtigen sich des Körpers und geben ihm eine neue Gestalt.

Dadurch, dass dieses ‚Ansichnehmen’/Rekonstruieren das oberste choreografische Prinzip ist, wird die Erfahrung der Zuschauer_innen im Theater mit dem Zuschauen bei der Entstehung eines Gemäldes gleichgesetzt. Die Betonung liegt auf der zeichnerischen Qualität des Abbilds vom Körper: Der Körper selbst wird vor unseren Augen unscharf und wir betreten einen imaginären Raum, in dem sich die Performerin, der Raum um sie herum und das Publikum befinden.

Im Verlauf der Performance werden wir Zeug_innen der Entstehung von Formen, Konturen und Gesten, die sich enthüllen und bis zum Ende Gestalt und Form annehmen. Die Bewegungen sind in ihrer ständigen Wiederholung immer extrem präzise, minimalistisch und scharf. Es entsteht das Abbild eines sich in ständiger Bewegung befindlichen Körpers, der einem Organ gleicht, atmet, sich zusammenkrampft und nicht müde wird, neue Mehrfachdeutungen zu schaffen.

In der Arbeit von Isabelle Schad ist die Betrachtung des Körpers von Tanzenden als Organ oder räumliches Objekt ein häufig wiederkehrendes Motiv. Dieses Mal ist der Körper der Künstlerin selbst die Bühne: Aber für wessen Theater? Für welches Stück?

Das Schema dieses neu konstruierten Körpers lässt sich nicht fixieren. Es bleibt vergänglich, dahingehend, dass der Körper sich bewegt, arbeitet, zittert, widerhallt und einen immerwährenden Strom von Assoziationen auslöst. Die Erfahrung der Zuschauer_innen kann man als auf dem Terrain der semiotischen Vieldeutigkeit befindlich beschreiben. Glieder, Brüste, Gesicht, Haare und Haut weisen auf unterschiedlichste Bedeutungen hin, und Bewegungen sind um die Ebenen herum organisiert, die innere Zustände in Form von Prozessen mit einbeziehen, die ihre Bedeutung verändern. Aus diesen veränderten Bedeutungen konstituieren sich unsere Erfahrungen.

Um das Innere in Solo für Lea nach außen offenzulegen, muss zunächst das Unsichtbare mit dem Sichtbaren gleichgesetzt werden. Hier geschieht das, indem wir die gesamte Bewegung von innen nach außen verfolgen, die Verwandlung der verborgenen, unzugänglichen Zustände hin zu den äußeren, durch die Choreografie enthüllten visuellen Formen.
Sasa Bozic, Oktober 2016

Besetzung & Credits

KONZEPT, CHOREOGRAFIE: Isabelle Schad
CO-CHOREOGRAFIE, PERFORMANCE: Lea Moro
DRAMATURGISCHE BEGLEITUNG: Sasa Bozić
SOUND: Damir Šimunović
LICHTDESIGN: Bruno Pocheron
TECHNIK: Bruno Pocheron, Mehdi Toutain-Lopez
KOSTÜM: Charlotte Pistorius
PRODUKTIONSLEITUNG: Heiko Schramm
Ermöglicht durch eine langjährige Zusammenarbeit mit Laurent Goldring.
Eine Produktion von Isabelle Schad in Koproduktion mit Künstlerhaus Mousonturm im Rahmen der Tanzplattform Rhein-Main und SOPHIENSÆLE.
Gefördert durch den Regierende Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten und das Nationale Performance Netz (NPN) Koproduktionsförderung Tanz aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.
Unterstützt durch Wiesen55 e.V., Espace Darja, Casablanca und Goethe-Institut Marokko.
Dank an: Volker Hüdepohl, Frances d’Ath, Nicole Walle, Andres Bucci sowie an meine Lehrer Jochen Knau, Heiko Schwarzburger und Gerhard Walter

Sophiensæle

Sophienstraße 18
10178 Berlin

sophiensaele.com
Karte

Tickets: (030) 283 52 66

Videodokumentation

Die Videodokumentation wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt hergestellt. Im Rahmen dieses Auftrags werden Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Berlin dokumentiert. Die Masteraufnahmen werden von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin archiviert. Kopien der Dokumentationen auf DVD werden folgenden Archiven zur Verfügung gestellt und sind ausschließlich im Präsenzbestand (an den Medienplätzen vor Ort) zur Sichtung zugänglich:

Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
Mediathek für Tanz und Theater des Internationalen Theaterinstituts / Mime Centrum Berlin
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin

Isabelle Schad / Trailer und Videodokumentationen

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