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Aufnahme: 15.03.2018 , DOCK 11 (Video © Walter Bickmann)

Bruno Genty

WEGEHEN

DOCK 11

Texte zur Produktion

Im Rahmen von KARIN WAEHNER (1926-1999) – Eigensinnig in Zwischenräumen. Ein TANZFONDS ERBE Projekt

WEGEHEN …ein Schritt – 4 Tänzer, 4 Generationen, 4 Erfahrungen …
Gehen, Weggehen, Weitergehen, Begegnen, Queren, Auseinandergehen – gemeinsam getrennt, jenseits einer Vorstellung von Ankommen oder Weggehen. Es sind allgemein menschliche Situationen. Die Bezüge sind verschieden, die Bewegungen ähnlich. Die Unterschiede werden nicht durch die Diktatur einer perfekten Synchronisation ausgemerzt – weder für die Tänzer noch für das Publikum.

In der Performance WEGEHEN werden mittels Zitaten aus verschiedenen Choreografien zudem einzelne Arbeitsprinzipien von Karin Waehner und ihre Relevanz heute zur Diskussion gestellt. Während Karin Waehner in Frankreich als eine Wegbereiterin des modernen und zeitgenössischen Tanzes gilt, sind ihr Name und ihr Werk in Deutschland eher unbekannt. Die künstlerischen und pädagogischen Migrationsbewegungen des 20. Jahrhunderts werden auch im Schaffen der Mary Wigman-Schülerin Karin Waehner erfahrbar: im heutigen Polen geboren, in Deutschland und den USA ausgebildet, in Frankreich sesshaft geworden, in Europa präsent, aber dennoch Deutschland als eine ihrer Heimaten wahrnehmend.

Die choreografischen Auszüge in WEGEHEN erinnern außerdem an einen Spruch von Mary Wigman, der auch das tänzerische, choreografische und pädagogische Credo ihrer Schülerin Karin Waehner erfasst: „…the simplest, the most difficult, the most beautiful step – the walk. You must work on it all your life.“ (Mary Wigman, 1952)

Es ist wie Zwiebel schälen
Gedanken zum Rekonstruieren und zum Arbeitsprozess von WEGEHEN

Wir wollen keine Kopie. Die Choreografie ist das Modell, der Tänzer ist kein Modell. Jeder Tänzer hat seine Interpretation.

Es gibt viele Möglichkeiten der Weitergabe und des Re-Konstruierens. Für alles gibt es unterschiedliche Voraussetzungen. Wir könnten eine Choreografie von Karin Waehner wie die für Bruno Genty, „Celui sans nom“ (UA: 1990) oder einzelne Sequenzen wie die Diagonale aus „l’Exode“ einstudieren und das entweder über den direkten Weg zusammen mit dem ehemaligen Tänzer Bruno Genty oder/und mittelbar durch Zeitzeugen, Videoaufzeichnungen oder Notationsexperten. Zudem müssen wir klären, wie exakt wir vorgehen wollen. (Bruno Genty hatte „Celui sans nom“ bereits 2012/13 an Annette Lopez Leal übertragen.)

Wir könnten uns aber auch auf choreografische Themen und Produktionsideen Karin Waehners wie die Gestaltung von Wegen oder das Arbeiten mit anderen Kunstgattungen und deren Künstlern konzentrieren. Wir müssten Fotos, Filme, Notizen, Skizzen, Erinnerungen auswerten und daraus eigene Skizzen schaffen. Wir könnten Leute und Materialien befragen und müssten daraus ein neues, eigenes Stück bilden.

Wenn Karin Waehner eine Tanztechnik mit einem relativ stabilen Bewegungsrepertoire hinterlassen hätte, könnten wir dieses trainieren und für unser Stück verwenden. Wir könnten auch versuchen, diese Technik aus ihren per Video überlieferten Choreografien und ihren Notizen herauszufiltern. Bruno, Jean müssten uns trainieren. Das braucht viel Zeit. Außerdem: Welches Stück?

Wir müssen uns entscheiden. Was wollen wir gemeinsam? Auf wie viel „Karin Waehner“ wollen wir uns einlassen? Wie viel „Karin Waehner“ muss noch erkennbar sein, damit es ehrlich bleibt? Was ist überhaupt möglich?

„Celui sans nom“ (dt.: Namenlos) ist eines der letzten Stücke Karin Waehners, zu dem der Jazz-Musiker und Komponist Thierry Estival speziell eine Musik komponierte. Der Arbeitstitel von 1989 hieß „Derrière le mur“ (dt.: Hinter der Mauer). Zur Premiere 1990 am Théâtre Boris Vian hieß das Stück „Celui sans nom“. Das Solo wurde von Bruno Genty an Annette Lopez Leal und Michael Gross weitergegeben und wird nun mit „Celui sans nom–Rekreation 2018“ als Trio wiederaufgeführt. Außerdem bildet es den Ausgangspunkt die Performance&Lecture WEGEHEN.

Es wird keine Kopie des Solos geben. Vielmehr wird das Solo verdreifacht und auf die Individualität der Tänzer bestanden. Wir beschränken uns lediglich auf die Schritte und die Originalmusik und nicht auf den Kontext von Kostüm und Licht. Wir sprechen deshalb auch nicht von einer Rekonstruktion, sondern von einer Rekreation oder Rekomposition. Diese Entscheidung ist während des Projektprozesses gefallen. Die Idee war zunächst, einen Trialog des Solos im Sinne einer Fuge zu gestalten, wobei das Bewegungsrepertoire hätte erweitert werden müssen. Das war interessant. Aber gleichzeitig ist die Raum- und Bewegungschoreografie von Karin Waehner „perfekt“. Wir respektieren sie. Deshalb entschieden wir, dass „die Schritte“ „identisch“ im Raum bleiben.

Das Solo wird lediglich durch eine Ein- und Ausleitung und die solistische Spur als Dreifachspur eines Trios sichtbar erweitert. Dennoch wird es keine Synchronisation nach dem „Modell“ von Bruno Genty geben. Die Reihenfolge des Erarbeitungsprozesses sollte erhalten bleiben: 1990: Bruno Genty/Karin Waehner | 2013: Annette Lopez Leal/Bruno Genty | 2017: Michael Gross/Annette Lopez Leal. Entsprechend wurde der Probenprozess gestaltet, der dadurch gelegentlich komische Züge annahm, wenn sich beispielsweise Bruno Genty bewusst bei der Probe und Korrektur wegdrehte oder den Raum verließ.

Bruno Genty hat fast alle Choreografien von Karin Waehner getanzt. Er hat die Choreografie weitergegeben, keine Kopie. Annette Lopez Leal sowie Michael Gross finden ihre eigenen Bilder, Spannungen und Sichtbarkeiten. Es wird damit drei Interpretationen in ihrer ganzen Fülle geben. Das ist das Credo des Teams Karin Waehner-2018 zum Thema Tanzerbe, Weitergabe und Aktualisierung.

Notizen des Karin Waehner-Team 2018, aufgeschrieben von Heide Lazarus.

[Quelle: Abendzettel]

TFB Nr. 1172

Besetzung & Credits

WEGEHEN
Konzeption, Choreografie, Regie, Tanz: Bruno Genty
In Kollaboration mit den Tänzern: Annette Lopez Leal, Michael Gross
Dramaturgie: Heide Lazarus

Ablauf:
Jean Masse, Selbstportrait 1
Aus „l’Exode“, Diagonale
Klavier: Peter Jarchow (inspiriert nach der Musik von Benjamin Hohagen)
Jean Masse, Selbstportrait 2
Musik: Franz Schubert „Gute Nacht“, Dietrich Fischer-Dieskau (voc) / Jörg Demus (p), 1966
Michael Gross, Selbstportrait
WEGE
Musik: RETIKHIY, Ricardo Villalobos & Max Loderbauer
und Selbstportrait Annette Lopez Leal mit Zitaten aus:
Khôra (Choreografie von Rui Horta, 1996)
Diving (Choreografie von Rui Horta, 1991)
Time Quarry (Choreografie von José Biondi, 2000)
Bruno Genty, Selbstportrait mit Zitaten aus:
„Les Marches“ (Die Stufen, Choreografie von Karin Waehner, 1980)
Celui sans nom – Rekreation 2018
Musik: Thierry Estival, Celui sans nom, 1990

KARIN WAEHNER (1926-1999) – Eigensinnig in Zwischenräumen. Ein TANZFONDS ERBE Projekt
Idee, Dramaturgie, Organisation: Heide Lazarus
Öffentlichkeitsarbeit: DOCK 11, Gesellschaft für Tanzforschung (gtf), Heide Lazarus
Fotografie, Dokumentation: Solaja Rechlin, Kamil Mrozowski
Grafik: Kirsten Seeligmüller
Assistenz, Organisation: Katja Karouaschan
Technik: Asier Solana
Finanzen: Anja Vogel
Wissenschaftliche Beratung: Dr. Josephine Fenger, Dr. Laure Guilbert, Dr. Claudia Fleischle-Braun
Beteiligt im Rahmenprogramm: Stephan Dörschel vom Archiv der Akademie der Künste, Berlin sowie Mitwirkende des gtf WORKSHOP FESTIVALS
Eine Koproduktion mit DOCK 11 von Heide Lazarus und Bruno Genty in Kollaboration mit Annette Lopez Leal und Michael Gross.
Gefördert von TANZFONDS ERBE – eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes.
Mit Genehmigung der Association Karin Waehner – Les Cahiers de l’Oiseau.
In Partnerschaft mit Institute of Dance Arts (IDA) der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz, Archiv der Akademie der Künste, Berlin, Gesellschaft für Tanzforschung, TANZWOCHE Dresden
In Zusammenarbeit mit Compagnie Epiphane/Jean Masse, Peter Jarchow
Unterstützt von: körperbewegt in Linz, Centre Lafaurie Monbadon, „Karin Waehner, une artiste migrante. Archive“ (Forschungsprojekt der Universität Paris 8)

DOCK 11

Kastanienallee 79
10435 Berlin

dock11-berlin.de
Karte

Tickets: dock11-berlin.de/theater/service/tickets

DOCK 11 / DOCK ART GmbH
dockart@dockart.de

Videodokumentation

Die Videodokumentation wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Europa hergestellt. Im Rahmen dieses Auftrags werden Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Berlin dokumentiert. Die Masteraufnahmen werden von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin archiviert. Kopien der Dokumentationen auf DVD werden folgenden Archiven zur Verfügung gestellt und sind ausschließlich im Präsenzbestand (an den Medienplätzen vor Ort) zur Sichtung zugänglich:

Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
Mediathek für Tanz und Theater des Internationalen Theaterinstituts / Mime Centrum Berlin
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin

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