Texte zur Produktion
Was essen wir? Was mussten wir schlucken? Machtverhältnisse haben tiefe Bissspuren in unseren Körpern und Beziehungen hinterlassen. Als Fleisch sind wir selbst essbar, eingebunden in mehr-als-menschliche Ökologien, nicht als Herrscher über, sondern als Teil von Natur. Uns durchprobierend und verschlingend gestalten wir eindrückliche Beziehungen miteinander und der Welt, die wir nähren. Was wollen wir ausspucken? Was verdauen, um es in uns zu verändern und in Bewegung zu bleiben?
Die Tanz-Performance «CARNE» (Fleisch) nimmt Körperlichkeit und Begegnung als Ausgangspunkt für Widerstand, Heilung und Veränderung und sucht darin ein Potenzial, das über westliche Vorstellungen und Rationalitäten hinausgeht. «CARNE» zentriert Schwarze Perspektiven und lädt das Publikum ein, die brasilianische Kunstbewegung der Anthropophagie zu erleben.
Ricardo de Paula (er/ihm) ist Choreograf, Tänzer, Performer und künstlerische Leitung von Grupo Oito. Seit 1989 tanzte er u.a. bei Grupo Corpo (Brasilien), Zikzira Physical Theater (Brasilien), Staatstheater Kassel, Sasha Waltz und Felix Ruckert. Seit 2005 entwickelt er Solostücke, seit 2006 erarbeitete er mit dem von ihm gegründeten Ensemble Grupo Oito mit seiner Methode Get Physical Process zahlreiche Stücke, die u.a. im Ballhaus Naunynstraße, Gropius Bau und HAU Hebbel am Ufer gezeigt wurden.
Dr. phil. Nora Haakh (sie/ihr) ist Kulturwissenschaftlerin und forschende Künstlerin. Als Dramaturgin arbeitet sie v.a. in translokalen Szenen. Ihre Dissertation zu Übertragungsbeziehungen zwischen Arabisch und Deutsch wurde mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien ausgezeichnet. Sie unterrichtet Dramaturgie und entwickelt derzeit neben ihrer künstlerischen Forschung «Tree Translator» u.a. das Kunst-/Soziallabor «AUCH» und «Studio REALTALK» am Theater an der Parkaue.
Caritia Abell (sie/ihr_dey/demm) verfügt über 25 Jahre persönliches und berufliches Know-How in den Bereichen abweichende (vom Jetzt) Lebensstile, Raumhaltung, Empowerment und körperbasierte Praktiken. Diese Angebote sind traumabewusst, intersektional, neurodivergent-bewusst, zustimmend und multidisziplinär (mit dem Verständnis, dass Zustimmung ein aktiver und freiwilliger Prozess ist). In all diesen Räumen führt Caritia ein Warum (Absichtserklärung) und eine utopische Vision von Zusammenarbeit und künstlerischem Schaffen. Das japanisch inspirierte Seil ist ein wesentliches kreatives Werkzeug für deren Arbeit. Sie erforscht es seit 12 Jahren und hat große Freude daran, diese Praxis mit anderen zu teilen, indem sie lehrt, bindet und gebunden wird.
Martina Garbelli (sie/ihr) studierte zeitgenössischen Tanz in Italien und an der SEAD Salzburg. Sie arbeitete mit unterschiedlichen Choreograf*innen und tourte in verschiedenen europäischen Ländern. Seit 2012 lebt sie in Berlin, wo sie in der Freien Szene als Tänzerin, Tanzpädagogin und Choreografin tätig ist. Seit 2015 ist sie Mitglied von Grupo Oito. Tanz ist für sie ein Medium, um gesellschaftliche Konstrukte zu hinterfragen, psychologische Prozesse zu erforschen und Veränderungen zu provozieren.
Cintia Rangel (sie/ihr) ist Brasilianische Tänzerin, Choreografin und Mutter. Mit ihrer Bewegungsforschung arbeitet sie daran, sich durch den „RaumTempoKörper“ des Alltags kontaminieren zu lassen, und beschäftigt sich mit der Frage, wie Bewegung zu einem ästhetisch-politischen Akt werden kann.
Rubén Nsue (er/ihm), geboren in Madrid mit afrikanischer Herkunft, begann seine Tanzreise mit Jazz und Modern Dance in seiner Heimatstadt. Er erweiterte seine Ausbildung in Barcelona, London und New York und meisterte Tanztheater, zeitgenössischen Tanz und Hip-Hop. Nsue trat in Musicals wie «Hair» und «The Wedding Singer» auf. 2007 gründete er die experimentelle Tanzkompanie Lokomamia, die mit «Paralelo» in Madrid debütierte. Als Choreograf in Berlin arbeitete er an Produktionen wie «Human Orchestra», «Heroes» und «Planet Egalia». Nsue ist derzeit Mitglied des KDV Dance Ensemble und Grupo Oito und wirkt in «ORI Cleanse» und «Present Body» mit. 2021 erhielt er ein Stipendium zur Erforschung der Groove-Dekomposition.
Thiago Rosa (er/ihm), geboren in Rio de Janeiro (Brasilien), ist Teil des Colectivo Bonobando (Leitung: Adriana Schneider und Lucas Oradovschi). Er ist Schauspieler und Performer und hat einen Abschluss in Bildender Kunst. In Berlin studierte er an der Tanzfabrik und absolvierte das Bachelor- Studium in Tanz, Kontext und Choreografie am Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz, Universität der Künste Berlin (HZT/UdK Berlin). Seit 2021 ist Thiago mit seiner «Porträt-Performance» im Ballhaus Naunynstraße zu sehen. Ebenfalls mitwirkend war er in «Abdruckkörper» und «Everybody can be everybody can not be».
[Quelle: tanzfabrik-berlin.de]
TFB Nr. 1923
Besetzung & Credits
Performance: Caritia Abell, Martina Garbelli, Cintia Rangel, Ruben Nsue, Ricardo de Paula, Thiago Rosa
Regie, Choreografie: Ricardo de Paula, Assistenz: Peti Costa
Dramaturgie: Nora Haakh
Bühne & Kostüm: Andreina Vieira dos Santos, Assistenz: Isabel Monti
Musik: Biano Lima
Licht: Raquel Rosildete, Assistenz: Alexandra Úhlarová
Öffentlichkeitsarbeit, Social Media Manager, Grafikdesigner: Marcelo Vilela da Silva
Presse- & Öffentlichkeitsarbeit: Yven Augustin
Produktionsleitung: MIFRUSH Production (Micaela Trigo & Urszula Heuwinkel), Assistenz: Tamera Vinhas da Silva
Foto- &Videodokumentation: Ferit Barak
Video: Zé de Paiva & Kathleen Kunath
Produktion: Grupo Oito
Koproduktion: Tanzfabrik Berlin
Gefördert durch: Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Tanzfabrik Berlin / Wedding
Uferstr. 23
13357 Berlin
Videodokumentation
Die Videodokumentation wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt hergestellt. Im Rahmen dieses Auftrags werden Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Berlin dokumentiert. Die Masteraufnahmen werden von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin archiviert. Kopien der Dokumentationen auf DVD werden folgenden Archiven zur Verfügung gestellt und sind ausschließlich im Präsenzbestand (an den Medienplätzen vor Ort) zur Sichtung zugänglich:
Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
Mediathek für Tanz und Theater des Internationalen Theaterinstituts / Mime Centrum Berlin
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin