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Aufnahme: 06.12.2016 , Sophiensæle (Video © Walter Bickmann)

Christoph Winkler

Five Studies on Post-Colonialism – Study 4: Dancing Like a White Guy

Sophiensæle

Texte zur Produktion

christoph-winkler.com

Five Studies on Post-Colonialism
Study 4: Dancing Like a White Guy – The Goldberg Variations

1986 kreierte Steve Paxton ein Tanzstück auf Basis von Glenn Goulds bekannter Einspielung von J.S. Bachs Goldberg Variationen. Er schuf damit eine der bedeutendsten Arbeiten des Postmodern Dance. Die strukturierte Improvisation kann nicht genau rekonstruiert werden. Der junge, neuseeländische Tänzer Aloalii Tapu ist samoanischer Abstammung und wuchs in einem Problemviertel Aucklands auf. Durch Hip Hop kam er zum Tanz und entdeckte in dem Tanzprojekt Sacre von Royston Maldoom sein Interesse für zeitgenössischen Tanz. In seiner Community gelten jedoch Ballett und zeitgenössischer Tanz als Künste für Weiße. Nichts für einen braunen, polynesischen Mann wie ihn. Er bringt einerseits eine Bewegungskultur in die zeitgenössische Tanzszene ein, die von den Vorstellungen einer harten Männlichkeit geprägt ist und andererseits wirkt er als Vorbild in seine Community zurück. Dieses Spannungsfeld arbeitet er tänzerisch in seine persönliche kulturelle Aneignung der Goldberg Variationen ein: Eine weichere Auffassung von Männlichkeit trifft auf die energiegeladene Ästhetik von Hakka und Urban Dance.

Five Studies on Post-Colonialism
Die kolonialen Tragödien der letzten Jahrhunderte, ausgelöst von einem imperialen Europa, sind wohlbekannt und gerade von Achille Mbembe in Die Kritik der schwarzen Vernunft wieder erzählt worden. Die Effekte des Postkolonialismus hingegen sind oft nicht auf den ersten Blick erkennbar. Sie sind vielschichtiger und erfassen Kultur genauso wie ökonomische Realitäten. Und sie wirken in beide Richtungen. Doch auch hier geht es um Dominanz und Privilegien in unterschiedlichen Einflusssphären – so auch im zeitgenössischen Tanz. Ein Großteil der Techniken, Stile und Praktiken, die in Europa und den USA der 1960er Jahre entwickelt wurden, dominieren heute das, was wir ganz selbstverständlich „Zeitgenössischer Tanz“ nennen. Die heutige Praxis vieler Tänzer_innen wird informiert durch Kategorien wie „Vertrauen“, „Verantwortung“ oder „Emanzipation“. Sie findet statt in einer Arbeitsstruktur die sich an Hierarchien abarbeitet und kollektive Dynamiken favorisiert. Deren Grundlage ist jedoch eine künstlerische Praxis, die auf einem „weißen“ Erfahrungshintergrund basiert (anders als etwa der urbane Tanz). Das ist nicht anders für viele der nichtdeutschen Tänzer_innen, mit denen ich zusammenarbeite und die oft aus ehemaligen Kolonien kommen oder über ihre Familien dahin verbunden sind. Zeitgenössischer Tanz ist die Referenz, aber oft findet dessen Appropriation ihren Ausdruck in einer Körperlichkeit, die sich ihrer Quellen nicht bewusst ist oder selten hinterfragt wird. Dies gilt in gleichem Maße für den eigenen Ansatz oder die Sicht auf das, was ein für uns zeitgenössisches Tanzstück ausmacht. Nach vielen Diskussionen mit außereuropäischen Tänzer_innen und Choreograf_ innen werden in den nächsten Jahren unter dem Titel Studies on Post- Colonialism eine Serie von Stücken erarbeitet, die sich in unterschiedlichster Form mit dieser Thematik beschäftigen. Geplant ist ein Format, das kleinere Arbeiten thematisch an einem Abend verbindet. Dies ermöglicht unterschiedliche Kombinationen der Stücke ohne den Zwang einer abschließenden, finalisierenden Version. Jede der einzelnen Arbeiten ist als Kollaboration zwischen mir und den darstellenden Künstler_innen ausgelegt.
Christoph Winkler

[Quelle: Abendzettel]

Tanzschreiber Artikel auf www.tanzraumberlin.de

Besetzung & Credits

KONZEPT, CHOREOGRAFIE: Christoph Winkler
TANZ, CHOREOGRAFIE: Aloalii Tapu
AUSSTATTUNG: Lena Mody, Valentina Primavera
TECHNISCHE LEITUNG: Martin Pilz
PRODUKTIONSDRAMATURGIE: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro
Ein Projekt von Christoph Winkler und ehrliche arbeit – freies Kulturbüro in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE und monsun.theater Hamburg. Gefördert aus Mitteln des Regierenden Bürgermeisters von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten sowie durch das Nationale Performance Netz (NPN) Koproduktionsförderung Tanz aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.

Sophiensæle

Sophienstraße 18
10178 Berlin

sophiensaele.com
Karte

Tickets: (030) 283 52 66

Videodokumentation

Die Videodokumentation wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Europa hergestellt. Im Rahmen dieses Auftrags werden Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Berlin dokumentiert. Die Masteraufnahmen werden von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin archiviert. Kopien der Dokumentationen auf DVD werden folgenden Archiven zur Verfügung gestellt und sind ausschließlich im Präsenzbestand (an den Medienplätzen vor Ort) zur Sichtung zugänglich:

Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
Mediathek für Tanz und Theater des Internationalen Theaterinstituts / Mime Centrum Berlin
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin

Christoph Winkler / Trailer und Videodokumentationen

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