Texte zur Produktion
Zwoisy Mears-Clarke arbeitete für zwei Jahre als Ingenieurin in einer Firma mit 50 Männern um die 50, die in der Mittagspause am liebsten Fleischsalat und Buletten aßen und ab 11 Uhr mit „Mahlzeit“ grüßten. Rike Flämig aus Leipzig fand das absurd. Aß sie doch das letzte Mal Jagdwurst vor der Jahrtausendwende. Zwoisy dachte jedoch, das sei hier normal.
Ausgehend von dieser Schlüsselerfahrung hinterfragen die beiden in ihrer Produktion Fleischsalat Konzepte von „Normal“ und „Unnormal“, Stereotypen und Normativität. Sie analysieren Mechanismen von „Othering“ anhand von Beispielen aus der deutschen Kolonialgeschichte und dem Prozess der deutschen Wiedervereinigung. Mit ihren Körpern recherchieren sie Wirkungsweisen von Alltagsrassismen und Mikroaggressionen.
RIKE FLÄMIG (DE) studierte Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis an der Uni Hildesheim und entwickelt performative Körperbilder anhand dokumentarischer Strategien. Ihre performative Tour Site eFacts wurde auf dem Festival B-Tours, ihr Kurzfilm Disruptions wurde u.a. bei Cinedans Amsterdam (NL) und Loikka Festival, Helsinki (FL), in Kairo und Tokio gezeigt. Rike Flämig und Zwoisy Mears-Clarke arbeiten seit 2014 zusammen und waren auf den Tanztagen Berlin 2016 mit Idiosyncrasies zu sehen. rikeflaemig.de
ZWOISY MEARS-CLARKE (JM) schafft als Choreograf Räume für Begegnung. Seine Arbeit verbindet Bewegungssprache und das Erzählen von Geschichten. Er kreiert neue Umgebungen außerhalb täglicher Lebenspraxis und eröffnet Spielräume dafür, sich durch soziale Muster anders zu bewegen, thematisiert und konfrontiert mit kolonialem Erbe im kollektiven Gedächtnis. Er studierte Biomedizintechnik und Tanz am Oberlin College sowie an der Columbia University. Vor kurzem erhielt er eine Wild Card Residency beim Veem House for Performance in Amsterdam. zwoisymearsclarke.com
Glossar: Mikroaggressionen werden nach Derald Wing Sue verstanden als kurze Äußerungen in alltäglichen Begegnungen, die das Gegenüber auf Grund seiner Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe degradieren ohne bewusste Absicht. Wie etwa: „Du kommst aus Sachsen? Das hört man ja gar nicht.“ Der Begriff „Othering“ benennt den Definitionsprozess, in dem eine herrschenden gesellschaftliche Gruppe eine andere Gruppe von außen distanzierend als „anders“ definiert, ist u.a. in den postkolonialen Texten Edward Saids und Johannes Fabians zu finden und kann mit „VerAnderung“ (Julia Reuter) übersetzt werden.
[Quelle: Abendzettel]
Tanzschreiber Artikel auf www.tanzraumberlin.de
TFB Nr. 1048
Besetzung & Credits
PERFORMANCE, KONZEPT: Rike Flämig, Zwoisy Mears-Clarke
SOUND ENVIRONMENT: Martyna Poznańska
KOSTÜM: ka:oz mode (Anna Hentschel)
LICHTDESIGN: Emesce Csornai
VIDEO: Felipe Frozza
DRAMATURGIE: Maja Zimmermann
DRAMATURGISCHE BERATUNG: Gabi Beier, Philipp Khabo Koepsell
Eine Produktion von Rike Flämig + Zwoisy Mears-Clarke.
Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Mit freundlicher Unterstützung der Tanzfabrik Berlin.
Sophiensæle
Videodokumentation
Die Videodokumentation wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt hergestellt. Im Rahmen dieses Auftrags werden Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Berlin dokumentiert. Die Masteraufnahmen werden von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin archiviert. Kopien der Dokumentationen auf DVD werden folgenden Archiven zur Verfügung gestellt und sind ausschließlich im Präsenzbestand (an den Medienplätzen vor Ort) zur Sichtung zugänglich:
Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
Mediathek für Tanz und Theater des Internationalen Theaterinstituts / Mime Centrum Berlin
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin