Texte zur Produktion
Das Solo Line Up setzt sich mittels Bewegung, Sprache und Klang mit der Körperlichkeit von Chaos und Organisation auseinander. Anstelle des Gegensatzes dieser beiden Konzepte, erforscht Lee Méir den riskanten Bereich, in dem sie sich verflechten: Auf einer Bühne voll mit lauten Metallgegenständen und in einem exzessiven Akt des Sprechens, arbeitet die Performerin daran, Dinge in Ordnung zu bringen, die sich nie vollständig kontrollieren lassen. Der Verlauf von Zeit wird zu einer Fläche der Intensität, ohne Anfang und Ende. Line Up lädt die Zuschauer ein in die Unmittelbarkeit eines einzigen Moments der Kontrolle und dessen fortwährenden Verlusts.
In Line Up stellt Méir ihre derzeitige Erforschung von Klang und Objekten und dem Körper als Klangträger neben ihre kontinuierliche Untersuchung des Sprechens und des gestischen Bewegens. Im engen Austausch mit dem Philosophen Marcus Steinweg und dem Komponisten Moritz Gagern stellt Méir ihren tanzenden Körper hinein in einen Dialog mit philosophischen Ideen und musikalischen Prinzipien und transformiert diese zu greifbaren, spezifischen körperlichen Erfahrungen.
Dieses Stück ist mit unendlicher Liebe meiner Mutter Irit Meir gewidmet, die kurz vor Beginn der Proben für Line Up von dieser Welt gegangen ist. In ihrem Leben hatte sie mich gelehrt, Fragen zu Sprache und Bewegung zu stellen. In ihrem Tod hat sie mich die Koexistenz von Vergänglichkeit und Zeitlosigkeit gelehrt.
Lee Méir
Lee Méir ist Choreographin, Performerin und Kostümbildnerin. Sie wurde in Jerusalem geboren und lebt und arbeitet in Berlin und Tel-Aviv. In Ihrer Arbeit untersucht sie paradoxe Zustände und die Spannung zwischen Wort und Aktion. Ihre Stücke wurden u.a. im Rahmen von Tanz im August, Brighton Festival und im Tanzquartier Wien gezeigt. Im Januar 2018 wurde die von ihr und Roni Katz initiierte kollektive Arbeit Across the Middle, Past the East, an Unsettled Cabaret in den Sophiensaelen realisiert. 2013 schloss sie den BA Tanz, Kontext Choreographie am Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz Berlin ab. leemeir.com
Moritz Gagern, geb. 1973, ist freischaffender Komponist. Sein Werk umfasst Kollaborationen mit Regisseuren, Choreographen und Künstlern, sowie Konzerte und Klanginstallationen. Aufgeführt wurden sie auf internationalen Festivals wie Ruhrtriennale, Maerzmusik, Tonlagen, Taipei Arts Festival oder Münchener Opernfestspiele und an verschiedenen Theater- und Opernhäusern, darunter Deutsches Theater Berlin, Volksbühne, Sophiensaele, Neuköllner Oper, Residenztheater München, Schauspielhaus Bochum, Staatsschauspiel Dresden, Bayerische Staatsoper.
Marcus Steinweg, geb. 1971, lebt und arbeitet als Philosoph in Berlin. Er war Gastprofessor an der HfBK Hamburg, lehrt an der Universität der Künste Berlin und ist derzeit Stellvertretungsprofessor an der Staatlichen Akademie der Künste Karlsruhe. Zu seinen jüngsten Publikationen zählen: „Philosophie der Überstürzung“ (Berlin: Merve 2013), „Inkonsistenzen“ (Berlin: Matthes & Seitz 2015), „Evidenzterror“ (Berlin: Matthes & Seitz 2015), „Gramsci Theater“ (Berlin: Merve 2016) und „Splitter“ (Berlin: Matthes & Seitz 2017). Die englischsprachige Fassung einiger seiner Bücher erscheint ab 2017 bei The MIT Press.
Julia Rodríguez. Die in Mexiko geborene Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin. Sie erforscht in ihrer Arbeit die Politik der Erwartung, die Lücke zwischen Worten und ihrer Bedeutung. Sie choreographiert Reden, Situationen und Tänze, und arbeitet als Co-Creator und Performerin, regelmäßig mit anderen Künstlern wie u.a Sigmar Zacharias, Lee Méir, Female Trouble und Philip Enders. Ihre Stücke wurden in Berlin, Montpellier, Amsterdam und Mexiko präsentiert. 2014 schloss sie den BA Tanz, Kontext, Choreographie am HZT Berlin ab. 2015 bekam sie das danceWEB Stipendium für ImPulsTanz Wien.
André Lewski arbeitet international freischaffend als Performer, Regisseur und Stimmtrainer. Er debütierte an der Volksbühne Berlin und hatte Engagements an den Theatern in Freiburg, Stuttgart und München. Er ist langjähriger Protagonist der Theater Arbeit Duisburg und kreierte u.a mit Lee Méir eigene Arbeiten.
Johannes Maas studierte Architektur in Innsbruck und Berlin und den MA „Bühnenbild / szenischer Raum“ an der TU Berlin. Er arbeitete zwei Jahre als Bühnen-, Licht- und Tontechniker im Kellertheater Innsbruck. Von 2004-2011 entwickelte und realisierte er Architektur- und Kunstprojekte als Mitglied des Kollektivs „Tortenwerkstatt“ in Innsbruck. Des weiteren Erstellung von Bühnen/Raum-Konzepten und Ausführung im TheaterDiscounter, Berlin; Ballhaus Ost, Berlin; Uferstudios Berlin und Gastspiele in Malmö und Wien. Seit 2013 entwirft Maas zusammen mit Valentina Primavera Bühnenräume und Kostüme für die Vierte Welt.
Gretchen Blegen ist bildende Künstlerin und Licht Designerin. Lebt und arbeitet seit 2011 in Berlin. In ihrer künstlerischen Praxis kreiert sie vor allem bibliophile Buchbände mit ihren Texten, Collagen und Zeichnungen. Sie wurde in den letzten Jahren zu folgenden Residenzen eingeladen: NesArts Residency in Skagaströnd, IS (2014); Sonoscopia, PT (2015); Season 3 at The Centre for the Less Good Idea, SA (2018). Seit 2012 ist Zusammenarbeit mit den folgenden Projekten in Berlin entstanden: ausland, Lucky Trimmer, 3AM, SissiFM Radio, Vierte Welt, u.a. Sie interessiert sich für Vogelrufe, Stille in der Politik und generell für parallele Realitäten und Zeitbegriffe.
Annett Hardegen *1970 in der ehemaligen DDR, lebt in Berlin. Studierte Theaterwissenschaft/ Philosophie und Kunstgeschichte. Seit 2003 freischaffende Dramaturgin und Produzentin. Sie ist Mitgründerin und künstlerische Leiterin von VIERTE WELT, einer freien Plattform für Performance, Politik und Diskurs in Berlin. In Zusammenarbeit mit Dirk Cieslak entwickelt sie fortlaufend Arbeiten, die sich an der Schnittstelle von Installation und Theater bewegen.
[Quelle: Abendzettel]
Tanzschreiber Artikel auf www.tanzraumberlin.de
TFB Nr. 1230
Besetzung & Credits
Performance, Choreographie & Konzept: Lee Méir
Musikalischer Dialog: Moritz Gagern
Philosophischer Dialog: Marcus Steinweg
Dramaturgie: Julia Rodríguez
Stimmtraining & Dramaturgie: André Lewski
Licht: Gretchen Blegen
Bühne: Johannes Maas
Produktion: Annett Hardegen
Eine Produktion von Lee Méir in Kollaboration mit Vierte Welt und AUSUFERN – eine Programmreihe der Uferstudios, gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Koproduziert von Uferstudios GmbH im Rahmen des Projekts „Life Long Burning“ mit Unterstützung des Kulturprogramms der Europäischen Union.
Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds.
AUSUFERN Team:
Konzept: Barbara Friedrich & Eva Maria Hoerster
Programmleitung: Eva Maria Hoerster
Produktionsleitung: Annette van Zwoll
Presse / Öffentlichkeitsarbeit: Klaudia Kelleh
Grafik Design: Désirée Sophie Meul
Technische Leitung: Benjamin Schälike
Uferstudios
Videodokumentation
Die Videodokumentation wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt hergestellt. Im Rahmen dieses Auftrags werden Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Berlin dokumentiert. Die Masteraufnahmen werden von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin archiviert. Kopien der Dokumentationen auf DVD werden folgenden Archiven zur Verfügung gestellt und sind ausschließlich im Präsenzbestand (an den Medienplätzen vor Ort) zur Sichtung zugänglich:
Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
Mediathek für Tanz und Theater des Internationalen Theaterinstituts / Mime Centrum Berlin
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin