Texte zur Produktion
Das Leitbild der seit 2009 in Deutschland geltenden UN-Behindertenrechtskonvention heißt Inklusion. In Abgrenzung zu Integration wird hier die Hierarchie der Mehrheitsgesellschaft, die Idee eines normativen Gesellschaftskörpers in Frage gestellt.
Solange der Unterschied zwischen Inklusion und Integration noch nicht verstanden, umgesetzt und wieder vergessen worden sein wird, stellt Angela Alves Fragen: Wie sieht diese Mehrheitsgesellschaft eigentlich aus, wer oder was muss hier von wem inkludiert oder integriert werden? Können sich behinderte und diverse Körper der normativen Blickmatrix entziehen oder etwas anderes hinzufügen? Wie konstruieren sich Vorstellungen und Mythen von Behinderung?
Angela Alves ist behindert. Ab und zu entzündet sich ein Nerv in ihrem Gehirn und dann kann sie zum Beispiel nicht mehr gut sehen, gehen, fühlen. Sie fragt sich, warum behinderte Menschen immer dann sehr viel Anerkennung erhalten, wenn sie gegen ihre Erkrankung kämpfen und sich besonders viel Mühe geben konkurrenzfähig, verfügbar und sexy zu wirken.
Angela Alves will nicht kämpfen – schon gar nicht gegen sich selbst. Sie will ihre Einschränkungen nicht vertuschen, nicht wegen oder trotz ihrer Behinderung produktiv sein (dürfen). Sie will einfach arbeiten, mit dem, was da ist. Mit den unverfügbaren Körpern, die der Glorifizierung von Selbstausbeutung einen Widerstand entgegensetzen können, indem sie sich der Unvorhersehbarkeit hingeben und dort aufweichen, wo sie sich selbst und anderen mit Härte begegnen. This is a SOFT OFFER.
ANGELA ALVES studierte Tanz an der ArtEZ Kunsthochschule in Arnheim und Tanzwissenschaft an der FU Berlin. 2014 gründete sie TURN. Neue Bewegung für Multiple Sklerose, einen Verein für Künstler_innen mit MS, der unter anderem Tanzworkshops anbietet.
[Quelle: Abendzettel]
TFB Nr. 1282
Besetzung & Credits
KONZEPT, CHOREOGRAFIE, PERFORMANCE: Angela Alves
SOUNDDESIGN: Nick Mavridis
DRAMATURGISCHE BEGLEITUNG: Alexandra Hennig
Eine Produktion von Angela Alves in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE.
Mit freundlicher Unterstützung von mog61 Miteinander ohne Grenzen e.V. und Tonsturm.
TANZTAGE BERLIN 2019
KÜNSTLERISCHE LEITUNG: Anna Mülter
PRODUKTIONSLEITUNG: Johanna Withelm
PRODUKTIONSASSISTENZ: Ece Tufan, Raisa Kröger
DRAMATURGISCHE BEGLEITUNG: Alexandra Hennig, Isabel Gatzke
Die 28. Tanztage Berlin sind eine Produktion der SOPHIENSÆLE.
Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Mit freundlicher Unterstützung von Goethe-Institut Kairo, mapping dance berlin und Tanzfabrik Berlin e.V.
Sophiensæle
Videodokumentation
Die Videodokumentation wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt hergestellt. Im Rahmen dieses Auftrags werden Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Berlin dokumentiert. Die Masteraufnahmen werden von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin archiviert. Kopien der Dokumentationen auf DVD werden folgenden Archiven zur Verfügung gestellt und sind ausschließlich im Präsenzbestand (an den Medienplätzen vor Ort) zur Sichtung zugänglich:
Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
Mediathek für Tanz und Theater des Internationalen Theaterinstituts / Mime Centrum Berlin
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin