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Aufnahme: 24.08.2019 , Tanz im August | Radialsystem (Video © Walter Bickmann)

Deborah Hay

ten

Tanz im August | Radialsystem

Texte zur Produktion

Zwei Stangen, horizontal und vertikal, geben dem Raum Struktur und mit ihm der Bewegung. Eine Band spielt. Zehn Performer*innen folgen einem Score von radikaler Einfachheit: Sie benutzen sowohl einander als auch die Stangen, um strenge geometrische Formen zu schaffen; alltägliche Bewegungen fügen sich zu komplexen Posen. Für Tanz im August nimmt Deborah Hay „ten“ mit zehn herausragenden Berliner Performer*innen neu auf.

Deborah Hay (*1941) war Gründungsmitglied des experimentellen Judson Dance Theater und tourte mit der Merce Cunningham Dance Company international. In den letzten 30 Jahren schrieb und veröffentlichte sie eine Reihe von Büchern. Sie entwickelte ihre eigene Sprache für Tanzpraxis und Choreografie, welche in ihrer Arbeit mit Laien und professionellen Tänzer*innen zur Anwendung kam. Hay schuf Auftragswerke unter anderem für The Forsythe Company, Toronto Dance Theater und Cullberg Ballet. 2018 zeigte das MoMA in New York in seiner Ausstellung „Judson Dance Theater: The Work is Never Done“ Deborah Hays Arbeit zusammen mit der anderer Tanzpionier*innen wie Yvonne Rainer, Trisha Brown und Steve Paxton. Deborah Hay war dreimal bei Tanz im August vertreten, mit „If I Sing to You“ (2008), „No Time to Fly“ (2012) und „Figure a Sea“ (2016) mit Cullberg.

Mariama Diagne ist als Tanzwissenschaftlerin am Institut für Theaterwissenschaft für den Lehrstuhl Tanzwissenschaft bei Prof. Dr. Gabriele Brandstetter tätig. Nach ihrer tänzerischen Ausbildung am Dance Theatre of Harlem in New York City nahm sie ein Studium der Theater-, Medien und Musikwissenschaften (Bayreuth) und der Tanzwissenschaften (Berlin) auf. Im Rahmen ihrer Promotion befasst sie sich mit europäischen Konzepten der Schwerkraft (gravitas) und den entsprechenden künstlerischen, philosophischen und körperlichen Herangehensweisen von der Rhetorik über barocken Tanz bis hin zu Pina Bausch (Transcript 2019). Ihr aktuelles Forschungsprojekt konzentriert sich auf eine Neudeutung der Tanzgeschichte im Kontext der Diversität und des (Schwarzen) Feminismus, mit dem Ziel die ästhetischen und ethischen Verflechtungen vom 18. Jahrhundert bis heute umzuschreiben.

Christopher House ist ein kanadischer Choreograf, Performer, Regisseur und Lehrer aus St. John, Neufundland. Seit 1994 ist er künstlerischer Leiter des Toronto Dance Theatre, für das er über sechzig Choreographien entwickelte. Er arbeitet mit einer Vielzahl von zeitgenössischen Künstlern*innen zusammen, darunter Kimsooja, The Hidden Cameras und dem Theatermacher Jordan Tannahill. Seine Arbeiten wurden in ganz Kanada und in wichtigen Zentren wie New York, Bogotá, London, New Delhi und Tokio präsentiert. Als Choreograph und Kurator hat er mehrere interdisziplinäre Kooperationen initiiert, die die Definition von Choreographie hinterfragen. Seine Aufführungspraxis setzt er in seinen Soloadaptionen des Werkes von Deborah Hay, in einem neuen Projekt mit der Choreographin Ame Henderson und zuletzt in seinem Duett “Marienbad” mit Jordan Tannahill fort. Mit Ame Henderson leitet er das Emerging Voices Project in Toronto und Choreography Across Disciplines am Banff Centre. Er ist Member of the Order of Canada.

In ihrer Arbeit befasst sich die Tänzerin, Performerin und Choreografin Arantxa Martinez mit Identifikation, Austausch, Abhängigkeit und performativen Prozessen zwischen dem Körper und seiner Umgebung. Zu ihren letzten Stücken zählen: „Medusa Rise“ (2018), „Avant-Garten“ (2017) in Zusammenarbeit mit Juan Dominguez, „Très bien éclairé“ (2015), „Emisiones Cacatúa“, ein Radioprojekt in Zusammenarbeit mit Nilo Gallego, und „The Present“ (2010/2012) in Zusammenarbeit mit Lola Rubio. Als Performerin arbeitet sie mit Künstler*innen wie Paz Rojo, Kate McIntosch, Juan Domínguez, Alice Chauchat, Sabine Zahn, María Jerez, Antonia Baehr, Eszter Salamon, Cullberg, Isabelle Schad, Velma, Tino Sehgal, Martine Pisani, Pauline Boudry & Renate Lorenz, Emmanuelle Antilles, … Seit 2015 lehrt sie regelmäßig an der Universität der Künste Stockholm.

„Im Laufe meines Lebens haben sich viele Sprachen, Landschaften, Bekanntschaften und Erfahrungen verzweigt und mich in einer Art Geschichte Zuhause sein lassen, der ich mich zugehörig fühle. ‚Ten‘ ist Teil dieser Geschichte.“ Ayşe Orhons Familie stammt aus dem ehemaligen Jugoslawien. Sie wurde in Boston geboren, wuchs in Istanbul auf und lebt heute als Performerin und Choreographin in Berlin. Basierend auf Bewegung, Sound und Text als gemeinsamem Nenner, versucht sie in ihren choreografischen Projekten und in ihrer Lehrtätigkeit die kollektiven Präsenz von scheinbar alleinstehenden Subjekten herauszuarbeiten. 2001 schloss sie ihr Studium am Artez (HKA) ab und erhielt 2013 ihren Master für Choreographie in Amsterdam (AHK) mit ihrer Abschlussarbeit „Permeable Manifestations“ in 2013.

Peter Pleyer studierte am European Dance Development Centre in Arnhem. Er arbeitete als Tänzer und choreografischer Assistent der Choreografen Yoshiko Chuma (New York) und Mark Tompkins (Paris). Er zog im Jahr 2000 nach Berlin, wo er „choreographing books“ (2005) entwickelte, eine Lecture Performance zu seiner Wahrnehmung der Entwicklung des Tanzstudiums in den USA und Europa. Er leitete den Workshop „History in Practice“ an verschiedenen Universitäten, unter anderem an der ArtEZ, Arnhem und am HZT, Berlin. Er widmete sich 2014 wieder seiner choreografischen Arbeit mit dem Solo „Ponderosa Triology“ und dem Quartett/internationalen Improvisationsformat „Visible Undercurrent“ (mit Gästen wie Meg Stuart und Sasha Waltz). Er unterrichtet für Meg Stuart/Damaged Goods regelmäßig Anatomical Release und Contact Improvisation.

Jone San Martin Astigarraga kommt aus Donostia/San Sebastian im Baskenland. Sie studierte mit Mentxu Medel in San Sebastian, bevor sie an das Institut del Teatre in Barcelona und später an Maurice Béjarts Schule, Mudra International, in Brüssel ging. Nachdem sie in Spanien und Belgien selbständig arbeitete, ging sie 1992 ans Ballett Frankfurt unter der Leitung von William Forsythe und war von 2005 bis 2015 Mitglied der Forsythe Company. Sie war Mitglied der ersten Edition des Dance On Ensemble in Berlin und wird für die zweite Edition ebenfalls im Ensemble sein. Sie hat zahlreiche eigene Arbeiten entwickelt und tourt mit „Legítimo/Rezo“, ihrem Solo/Konferenz über Forsythes choreografische Notationen, durch die ganze Welt.

Agnieszka Sjökvist Dlugoszewska tanzte in Arbeiten von Jefta van Dinther, Deborah Hay, Eszter Salamon, Stina Nyberg, Cristina Caprioli, Daniel Sjökvist, Cristian Duarte, Crystal Pite, Johan Inger, Helena Franzen, Ina Christel Johannessen, Benoit Lachambre, William Forsythe, Dan Johansson, Birgit Cullberg, Mats Ek, Ewa Wycichowska, Örjan Andersson, Anna Pehrsson, Jens Östberg, Tilman O’Donnell, Jochen Heckmann, Alexander Ekman, Gregor Zöllig. Sie wurde in der National Ballet School in Bytom ausgebildet und nahm als Tänzerin am Swiss International Coaching Project for Choreographers unter der künstlerischen Leitung von Rui Horta, Richard Wherlock, Jorma Outinen, Ismael Ivo, Jochen Heckmann, Nils Christe teil. Sie tanzte mit dem Polnischen Tanztheater Ballett Poznan, dem Tanztheater Osnabrück und dem Ballett am Staatstheater Augsburg, bevor sie 2007 zu Cullberg kam.

Der Tänzer und Choreograf Jefta van Dinther arbeitet zwischen Stockholm und Berlin. Seine Arbeit zeichnet sich aus durch ihren präzisen physischen Ansatz und beinhaltet immer eine inszenierte Recherche nach der Bewegung selbst. Der sich bewegende Körper steht im Mittelpunkt seiner Praxis, ist aber auch Eigentum des Zusammenspiels aus Licht, Ton und Stoffen, mit denen er wiederum interagiert. Die zentrale Frage seiner Arbeit, was es bedeutet ein Mensch zu sein, erforscht er anhand der Beziehung zwischen dem Körper und der Gesellschaft, den Anderen und dem Umfeld. Seine Arbeiten begeben sich ins Metaphysische oder ins Jenseits, sie setzen sich auseinander mit Illusionen, dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, der Synästhesie, der Dunkelheit, Arbeit, Sex, dem Unheimlichen, dem Affekt, der Stimme und dem Bild. Seine Performance „The Quiet“ hatte 2019 Premiere. Für das Staatsballett Berlin wird er „Plateau Effect“ neu inszenieren. Jefta ist für den Zeitraum 2019-2022 Associated Artist von Cullberg.

Der aus Kalifornien stammende Künstler Frank Willens lebt und arbeitet seit 2003 in Berlin. Er hat im Rahmen zahlreicher Projekte mit unterschiedlichen Akteur*innen der zeitgenössischen Tanz- und Theaterszene zusammengearbeitet, unter anderem Tino Sehgal, Meg Stuart, Boris Charmatz, Susanne Kennedy, Falk Richter, Nico and the Navigators, Peter Stamer, Armin Petras, S.E. Struck, Wilhelm Groener, Bjørn Melhus und Laurent Chétouane. Seine neueste Arbeit, „Radiant Optimism“, wurde diese Jahr bei ImPulsTanz präsentiert und befasst sich mit positiven Einstellungen Positivität und Hoffnung als Weg zum Empowerment und zur Veränderung. Er war zwischen 2017 und 2019 Mitglied des Volksbühnenensembles und widmet sich weiterhin vielen Projekten, unter anderem seinen zwei Kindern und dem Aufbau einer kleinen Gemeinschaft in Brandenburg.

Sigal Zouk ist Tänzerin, Performerin und Vermittlerin im Bereich zeitgenössischer Tanz. Als Tänzerin arbeitete sie u.a. mit dem Ensemble der Batsheva Dance Company (1994-1996), mit Sasha Waltz (1999-2004), Meg Stuart (2005-2007 und heute) und Laurent Chétouane (2007-2015). 2010 gewann sie beim Theaterfestival FAVORITEN in Dortmund den ersten Preis für die beste darstellerische Leistung. Nebst ihrer Laufbahn als Tänzerin steht sie seit 2007 zahlreichen Choreograph*innen im künstlerischen Schaffensprozess zur Seite, darunter Meg Stuart, Angela Schubot, Jared Gradinger. Sigal unterrichtet an verschiedenen europäischen Tanzdepartements und Institutionen, und geht internationale Zusammenarbeiten mit bildenden Künstler*innen und Musiker*innen ein.

Im Januar 2019 öffneten sich Die Türen erneut! Die Haus- und Hofband von Staatsakt kehrte nach längerer Abwesenheit zurück mit einem neuen Album und einer Tournee. „EXOTERIK“ heißt das jüngste Werk– und es ist nicht weniger als ein so großartiges wie größenwahnsinniges 3-Fach-(!) Album auf den Säulen von Postpunk, Krautrock und Psychedelic. Exoterik (reimt sich ein bisschen auf Funkadelic) meint Transparenz im Prozess. Und das ist es auch geworden. Wir hören auf diesen drei Schallplatten Gott (?), Madchester, Cosmic Disco, DUB DUB DUB! Und noch vieles mehr, dargeboten von Gunther Osburg (Gitarre, Keys), Ramin Bijan, Maurice Summen (Gesang, Percussion, Gitarre), Andreas Spechtl (Modular-System, Keys und Gesang) und Chris Imler (Schlagzeug).

[Quelle: Abendzettel]

TFB Nr. 1356

Besetzung & Credits

Choreografie: Deborah Hay
Mit: Mariama Diagne, Christopher House, Jone San Martin, Arantxa Martinez, Ayşe Orhon, Peter Pleyer, Agnieszka Sjökvist Dlugoszewska, Jefta van Dinther, Frank Willens, Sigal Zouk
Bühne: Deborah Hay
Musik: Die Türen
Ton: Stefan Flad

Im Rahmen von RE-Perspective Deborah Hay: Works from 1968 to the Present
In Kooperation mit dem Radialsystem.

Tanz im August 2019
Künstlerische Leitung: Virve Sutinen
Produktionsleitung Festival: Isa Köhler
Produktionsleitung: Anja Lindner, Marie Schmieder (in Elternzeit)
Projektleitung: Simone Graf
Produktionsassistenz & Assistenz der Künstlerischen Leitung: Alina Sophie Scheyrer-Lauer
Produktion: Florian Greß, Ben Mohai, Sofie Marie Luckhardt, Katharina Rost, Lovisa Sohls Söderberg, Charlotte Werner
Technische Leitung: Ruprecht Lademann, Patrick Tucholski
Tanz im August ist ein Festival des HAU Hebbel am Ufer, gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds.

Radialsystem

Holzmarkstraße 33
10243 Berlin

radialsystem.de
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Tickets: (030) 288 788 588

Videodokumentation

Die Videodokumentation wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Europa hergestellt. Im Rahmen dieses Auftrags werden Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Berlin dokumentiert. Die Masteraufnahmen werden von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin archiviert. Kopien der Dokumentationen auf DVD werden folgenden Archiven zur Verfügung gestellt und sind ausschließlich im Präsenzbestand (an den Medienplätzen vor Ort) zur Sichtung zugänglich:

Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
Mediathek für Tanz und Theater des Internationalen Theaterinstituts / Mime Centrum Berlin
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin

Deborah Hay / Trailer und Videodokumentationen

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