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The Body Archive - The Encyclopedia of Tragic Attitudes, part II: the feminine figures
Aufnahme: 12.05.2011 , Sophiensæle (Video © Walter Bickmann)

Lindy Annis

The Body Archive – The Encyclopedia of Tragic Attitudes, part II: the feminine figures

Sophiensæle

Texte zur Produktion

Jeder Körper hat eine Geschichte und ein Gedächtnis. Seine Erinnerungen verschwinden nicht, sondern lagern sich ab, werden gespeichert. 2002 entwickelte Lindy Annis den ersten Teil ihrer gestischen Sammlung, in der Xavier Le Roy 35 archaische Posen der Tragik demonstrierte. Beinahe zehn Jahre später setzt sie ihre Recherche fort, konzentriert sich dieses Mal jedoch ausschließlich auf Frauen – ihre Gefühle, ihren gestischen Ausdruck, die Überbleibsel ihrer Figuren in Stein, Ton und Ölfarbe, und wie diese Bilder durch die Jahrhunderte rezipiert wurden. Gemeinsam mit der Tänzerin und Choreografin Joséphine Evrard erforscht Annis ikonografische Körpergesten von Frauen seit der Antike und deckt deren fortwährende Präsenz und zu Grunde liegendes Pathos in unserem heutigen Leben auf.

The Body Archive sind zwei Stücke über das kulturelle Gedächtnis anhand zweier Körper: dem einer Frau und dem eines Hauses.

lindy annis wurde in boston geboren und schloß ihr studium an der new york university (experimental theatre wing) mit einem bachelor of arts/drama ab. seit 1985 lebt und arbeitet sie in berlin, wo sie mit den „short performances“ begann, die sie in cafés, bars, galerien und abrisshäusern zeigte. nach dem fall der mauer entwickelte sie die „paternoster triology“, die in verschiedenen öffentlichen gebäuden ostberlins in den zirkulierenden aufzügen entstanden. („alice in the elevator“,„dante in the elevator“ und „america in the elevator“). ihre biografischen arbeiten waren häufig zusammenarbeiten mit anderen künstlerinnen, u.a. dem musiker frieder butzmann oder hans peter kuhn. die grenzen von lebensgeschichten und die aneignung von identitäten waren themen in „five bad men“. mit „jackie onasis: my life as a circus“ begann annis eine recherche in projizierte landschaften (in zusammenarbeit mit der grafikerin katrin schoof), die in die installation „salomé“ mündete. mit antonia baehr verbindet sie eine langjährige zusammenarbeit, u.a. für „nom d’une pipe“ und als dramaturgien für „lachen“ und „for faces“.

joséphine evrard lebt seit 1997 in berlin. ihre eigene choreografische arbeit begann mit einer serie von soloarbeiten, z.b. „la matière de l’absent“ (1994), oder „not to be reproduced“ (1999). viele jahre hat sie mit andreas müller als cie „ratzan’kor“ (zuletzt „der schwamm“ 2002) kollaboriert. sie arbeitete u.a. mit meg stuart, martin nachbar (co-choreografie „verdeckte ermittlungen“ 2004), ami garmon, lole gessler,. angela guerreiro, dieter heitkamp, benoit lachambre, vania rovisco und abraham hurtado. seit 2004 erforscht sie die stimme als verlängerung der bewegung. ihre letzte arbeit „splet okoliscin – out of discord“ (2010) entwickelte sie zusammen mit der slowenischen künstlerin irena tomazin.

antonia baehr ist choreografin und filmemacherin. sie arbeitet mit verschie- denen partnerinnen, häufig in form eines rollenspiels, zusammen: jeder ist von projekt zu projekt abwechselnd interpretin/dramaturgin/ gast oder autorin/ gastgeberin. 1996 diplomierte sie im bereich film- und medienkunst an der hochschule der künste berlin bei valie export und absolvierte ihren master in performance-regie bei lin hixson an der school of the art institute of chicago, usa. von 2006 bis 2008 war antonia baehr artiste associée der laboratoires d’aubervilliers, frankreich. 2008 erschien ihr buch „rire / laugh/ lachen“. sie arbeitet u.a. mit lindy annis, valérie castan, andrea neumann, sabine ercklentz, arantxa martinez und william wheeler. antonia baehr ist zudem produzentin des pferdeflüsterers und tänzers werner hirsch, des musikers und choreografen henri fleur sowie des komponisten henry wilt.

nicholas bussmann ist komponist und musiker und lebt und arbeitet in berlin. alltägliche repetitive strukturen und muster sind häufig ausgangspunkt seiner arbeiten. die repräsentation von gefühlen in der musik ist ein weiteres immer wiederkehrendes thema. das video „etüde in bürgerlichen gefühlen“ 2009 und die straßenoper „barnes dance“ 2010 sind dabei herausragende arbeiten. mit martin brandlmayr, lindy annis und chico mello gibt es langjährige kollabora- tionen. kuratorisch war nicholas bussmann u.a. für die maerzmusik, das haus der kulturen der welt und den grand prix d’amour tätig. neben konzertreisen in europa, den usa und asien arbeitet er gelegentlich für hörspiel-, theater- und filmproduktionen. zu seinen cd-veröffentlichungen zählen u.a. „kapital band 1 – playing by numbers“ mit martin brandlmayr (mosz/österreich) 2008, „etüde für bürgerliche gefühle“ (film, 18 minuten) 2009, „barnes dance“ 2010 und „telebossa“ (cd/lp staubgold) 2011.

katja wetzel studierte bühnenbild bei jürgen rose an der staatlichen akademie der bildenden künste in stuttgart. als bühnenbildassistentin war sie an produktionen von einar schleef, jens kilian, kazuko watanabe und nils peter rudolf beteiligt. sie arbeitete für die schauspielhäuser in köln und düsseldorf sowie für das thalia theater hamburg und das theater basel. ihre arbeit als kostüm- und bühnenbildnerin brachte sie u. a. mit regisseuren wie stefan pucher und patrick schlösser zusammen. seit 2000 verbindet sie eine enge zusammen- arbeit mit dem regisseur titus georgi. ihre letzte arbeit führte sie ins opernzelt heidelberg mit der uraufführung: „vom meer“ von alexander muno in der regie von susanne oegland. in berlin arbeitet sie mit antonia baehr und lindy annis.

quellennachweis:
aby warburg: gesammelte schriften. der bilderatlas mnemosyne. martin warnke unter mitarbeit von claudia brink (hg.). berlin: akademie verlag gmbh 2003.
andré lepecki: exhausting dance: performance and the politics of movement. london and new york:routledge 2006.
annika backe-dahmen, ursula kästner, agnes schwarzmaier: greek vases. gods, heroes and mortals. antikensammlung, staatliche museen zu berlin/antikensammlung. london: scala 2010.
cornelia butler, lisa gabrielle mark (hg.): wack! art and the feminist revolution. cambridge, mass.: mit press 2007.
e. h. gombrich: the story of art. london: phaidon press 2006.
georges didi-huberman: ninfa moderna. über den fall des faltenwurfs. paris: diaphanes 2002.
marcel proust: à la recherche du temps perdu, paris: gallimard 2007.
marianne wex: „weibliche“ und „männliche“ körpersprache als folge patriarchalischer machtverhältnisse. frankfurt/ main: frauenliteraturvertrieb fees 1980.
marie-laure bernadac, hans-ulrich obrist (hg.): louis bourgeois. destruction of the father/ reconstruction of the father. camebridge: mit press 1998.
pierre-françois hugues d’hancarville: the complete collection of antiquities from the cabinet of sir william hamilton. köln: taschen 2004.
rebecca schneider: the explicit body in performance. new york: routledge, 1997. roswitha müller: valie export. fragments of the imagination. wien: passagen verlag 2002.
re.act.feminism – performancekunst der 1960er und 70er jahre heute ausstellung, videoarchiv, live-performances und tagung, katalog im internet unter http://www.reactfeminism.org/
susanne bosch-abele (übers.): verkündigung. berlin: phaidon verlag 2007.
ulrike rosenbach: viedeokunst, aktion/performance, feministische kunst. köln: selbstverlag 1982.

Besetzung & Credits

Konzept: Lindy Annis
Mit: Lindy Annis, Joséphine Evrard
Dramaturgie: Antonia Baehr
Musikkomposition: Nicholas Bussmann
Bühnenbild/ Kostüm: Katja Wetzel
Kamera, Schnitt: Martin Wolff
Technik Video/Ton: Guillaume Cailleau
Lichtdesign, Technische Leitung: Benjamin Schälicke
Künstlerische Mitarbeit: Ulrike Melzwig
Produktionsleitung: Barbara Greiner, Katja Timmerberg
Hospitanz: Lisa Schwalb, Anne Schuh
Eine Produktion von Lindy Annis in Zusammenarbeit mit sophiensæle.
Gefördert aus Mitteln des Regierenden Bürgermeisters von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten und des Fonds Darstellender Künste.
Unterstützt durch die fabrik Potsdam im Rahmen von Tanzplan Potsdam: Artists-in–Residence.
Dank an: Bettina Knaup, Prof. Dr. Gabriele Brandtstetter, Barbara Friedrich, Dr. Phil. des. Bettina Brandl-Risi, Prof. Dr. Clemens Risi, Aby-Warburg Stiftung Hamburg, The Warburg Institute London

Sophiensæle

Sophienstraße 18
10178 Berlin

sophiensaele.com
Karte

Tickets: (030) 283 52 66

Videodokumentation

Die Videodokumentation wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt hergestellt. Im Rahmen dieses Auftrags werden Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Berlin dokumentiert. Die Masteraufnahmen werden von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin archiviert. Kopien der Dokumentationen auf DVD werden folgenden Archiven zur Verfügung gestellt und sind ausschließlich im Präsenzbestand (an den Medienplätzen vor Ort) zur Sichtung zugänglich:

Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
Mediathek für Tanz und Theater des Internationalen Theaterinstituts / Mime Centrum Berlin
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin

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