Texte zur Produktion
Mythische Wesen verkörpern eine Vielzahl von Ängsten: das Potenzial von Chaos, das die Ordnung überwindet, vor der Unvernunft, die über die Ratio siegt, aber auch die Furcht vor einem möglichen Sieg der irdischen Wildnis über die menschlichen Zivilisationen. Sie entspringen dem Wunsch, das zu domestizieren und zu entmachten, was eine dominante Kultur als bedrohlich empfindet. Der Faun, auch als Pan bekannt, war der griechische Gott der Wildnis, der männlichen Fruchtbarkeit und der Sexualität. Er galt als unheimlich und prophetisch zugleich, trieb sich mit Nymphen herum und beschützte den Wald.
Dieses Bildnis nutzt The Faun, um zu untersuchen, wie Macht durch Mythologien geschaffen und erhalten wurde und wie sie sich verändern kann. Die Performance beginnt mit einem berühmten Beispiel für die Kanonisierung eines Fabelwesens in die westliche Ideologie und rekonstruiert direkt zu Beginn das Ballett L’Après Midi d’un Faune von Vaslav Nijinsky – ein Ausgangspunkt für die Wiederaneignung und Verwandlung dieses durchtriebenen Ziegengottes. Von dort aus befasst sich die Arbeit mit Bewegungen des Gestaltens und Werdens – eine Studie der Transformation und, wenn sie vollzogen wird, die darin liegende Kraft als eine Mischung aus Magie, Mythologie und der Art und Weise, wie sich Macht im Rhythmus eines wilden Wesens bewegt.
Camila Malenchini ist eine argentinische Choreografin und Künstlerin, die in Berlin lebt. Ihre künstlerische Praxis umfasst verschiedene Medien, von Choreografie und Skulptur bis hin zu digitalen Medien und Kuratieren. Ihre Arbeit beginnt mit dem Körper und hinterfragt die Möglichkeiten der Vorstellungskraft. Sie schloss ihr Studium der Choreografie am HZT (Berlin) ab. Ihre choreografischen Arbeiten wurden u.a. im Hebbel am Ufer (Berlin), DOCK 11 (Berlin), Fundación Andreani (Buenos Aires), Centro Cultural Konex (BsAs), Arqueologias del Futuro (BsAs) gezeigt und von der Akademie der Künste, dem Fond Darstellende Kunst und NPN unterstützt.
Layton Lachman ist ein*e US-amerikanische*r Künstler*in, der*die in Berlin lebt. Lachman entwickelt Performances, die ihre Wurzeln in der Somatik haben, und kanalisiert erfahrungsbasierte Praktiken zu immersiven, sensorisch komplexen Welten. Layton Lachman ist an einer Praxis interessiert, die sich auf Gruppenstudien und kollektive Autor*innenschaft konzentriert – in dem Verständnis, dass wir immer mit jenen zusammenarbeiten, die vor, nach und mit uns kommen. Diese Praxis umfasst Bühnenarbeiten, Filme, Einzelbegegnungen, Performance-Installationen und Audioführungen. Darüber hinaus ist lachman ein*e unabhängige*r Kurator*in und Moderator*in, zuletzt im Rahmen von Lotto Royale NYC.
ronald Berger ist ein*e Tänzer*in und Performer*in aus Costa Rica und lebt in Berlin. Die Verbindung zur Natur und ihre performativen Qualitäten haben ronald Berger geprägt. Der Konflikt zwischen Bergers Sexualität und dem stark katholischen, chauvinistischen Kontext in Bergers Heimatland gibt Anlass zu Debatten, Analysen und Fragen zu sozialem Verhalten.
Louise Trueheart ist eine in Berlin lebende Performerin und Autorin, die in ihrer Arbeit Politiken des Glaubens und der Form erforscht, und wie diese in der Welt und im Tanz funktionieren. Sie ist Gründungsmitglied des queer-feministischen Kollektivs COVEN BERLIN und Chefredakteurin des gleichnamigen Online-Magazins von COVEN. Als Performerin hat Louise für Tino Sehgal, Lester St. Louis, Nikima Jagudajev und Peaches (Dramaturgie) gearbeitet. Sie ist in einer von Sternberg Press herausgegebenen Anthologie (Curating and Radical Care) veröffentlicht, ist seit kurzem Autorin für PW-Magazine und betreibt einen beliebten Substack über Tanz und Hingabe mit dem Titel „5, 6, 7, 8“.
Fjóla Gautadóttir ist ein*e isländische*r Performer*in, Sounddesigner*in, Autor*in und DJ. Gautadóttir hat sowohl einen Hintergrund in klassischem Tanz als auch in Musik und schloss 2019 einen BA in Tanz und Choreografie am HZT Berlin ab. Seitdem arbeitet Gautadóttir aktiv als Sounddesigner*in in der Berliner Tanz- und Performanceszene und integriert die eigenen Erfahrung mit Tanz in die Komposition von Klanglandschaften für den Tanz. Der Schwerpunkt der Klangpraxis liegt auf der Auseinandersetzung mit dem Popsong und seiner Coverform. Durch Reproduktion, Andeutung, Verzerrung, Sampling und Wiederholung wird die Neuinterpretation des Ausgangsmaterials zu einem Baustein, aus dem neue und vielfältige Formen entstehen: vom beruhigenden Mantra bis zur ohrenbetäubenden Kakophonie.
Arta de Mi (Heteronym von Dani Paiva de Miranda, auch bekannt als Mundo), ist Performer und experimenteller Künstler. Seine Arbeit umfasst verschiedene Medien und Umgebungen und erforscht die verwandelnde Kraft der Erfahrung. Gegenwärtig ist es ihr Ziel, das Digitale und das Organische zu einer formlosen Materie zu verschmelzen. Arta de Mi untersucht die horizontale Beziehung zwischen Materie und Energie, negiert dabei die Trennung von Materie und Form und verzichtet auf eine lineare Abfolge von Zeit. Diese Praxis führt zu Fragen über die Dynamik von Macht und Gewalt und stellt konventionelle Vorstellungen in Frage. Durch den Einsatz von Lichtdesign, Lichtinstallation, Performance-Kunst (Aktionen und Happenings), Sound und Choreografie kanalisiert der*die Künstler*in eine emotionale und sensorische Erfahrung. Arta de Mi ist Resident Light Designer bei Dock11 Berlin und hat einen MA in visueller Kultur des Museo Reina Sofia, Madrid.
[Quelle: sophiensaele.com]
TFB Nr. 1845
Besetzung & Credits
Konzept, Regie: Camila Malenchini
Performance: Layton Lachman, Ron Berger, Camila Malenchini
Dramaturgische Unterstützung: Louise Trueheart, Dandan Liu
Special guest: rara
Sound Design: Fjola Gautadóttir
Sound Unterstützung: Andrea Parolin
Licht: Arta de Mi
Bühnenbild: Camila Malenchini
Bühnenbild Assistenz: Thais Ribeiro
Kostüme: Anne Marina Fidler
Künstlerische Unterstützung: Sarah Parolin, Auro Orso, Marga Alfeirão
Vocal-Coaching: Harald Stojan
Besonderer Dank an: Ethan Folk, Ivanka Tramp
Eine Produktion von Camila Malenchini in Koproduktion mit Sophiensæle.
Tanztage Berlin 2024
KURATION: Mateusz Szymanówka
DRAMATURGISCHE UNTERSTÜTZUNG: Jette Büchsenschütz, Dandan Liu
PRODUKTIONSLEITUNG: Francesca Spisto
PRODUKTION: Vivi Kartsioti, Léonie Duflot
Die 33. Tanztage Berlin sind eine Produktion der Sophiensæle.
Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds.
Mit freundlicher Unterstützung von Tanzfabrik Berlin e. V., Theaterhaus Berlin Mitte.
Sophiensæle
Videodokumentation
Die Videodokumentation wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt hergestellt. Im Rahmen dieses Auftrags werden Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Berlin dokumentiert. Die Masteraufnahmen werden von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin archiviert. Kopien der Dokumentationen auf DVD werden folgenden Archiven zur Verfügung gestellt und sind ausschließlich im Präsenzbestand (an den Medienplätzen vor Ort) zur Sichtung zugänglich:
Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
Mediathek für Tanz und Theater des Internationalen Theaterinstituts / Mime Centrum Berlin
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin