Ein Baum mit zinnoberroten Blüten steht im Mittelpunkt der neuen Arbeit von Dorothée Munyaneza. Der Umuko-Baum gilt in Ruanda traditionell als Heiler und Bewahrer von Geschichten. Er ist ein Symbol für das Band zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und für Munyaneza auch eine Kindheitserinnerung. Zusammen mit fünf jungen ruandischen Künstler*innen feiert sie die Kreativität, den Wagemut und die Freiheit einer neuen Generation: Menschen, die ein gemeinsames Erbe weitertragen, während sie von einer Zukunft träumen, die sich der allgegenwärtigen Gefahr der Zerstörung widersetzt. “umuko” ist ein Werk voller Freude, Liebe und Solidarität.
www.ciekadidi.com

Dorothée Munyaneza ist eine multidisziplinäre Künstlerin, die Musik, Gesang, Text und Bewegung einsetzt, um den Bruch als dynamische Kraft zu behandeln. Munyaneza schöpft aus realen Geschichten, indem sie Körper, Erinnerung und unsere Zeit aufgreift, um einen Raum der Resonanz zu schaffen.
Ihre künstlerische Recherche schöpft aus der Vielfalt ihres kulturellen Erbes – ihrer Großfamilie in Ruanda, den Erfahrungen der 14 Jahre, die sie in London verbracht hat, ihrem Umzug nach Paris und ihrem anschließenden Leben in Marseille –, aber vor allem aus ihrer Lust auf Begegnungen. Munyaneza singt seit ihrer Kindheit, lässt sich bei der Jonas Foundation in London ausbilden und studiert Musik und Sozialwissenschaften in Canterbury. Sie hat u.a. mit François Verret, Radouan Mriziga, Ko Murobushi und vielen anderen zusammengearbeitet. 2013 gründet Munyaneza die Kompanie Kadidi. Im Jahr 2020 übersetzt Dorothée Munyaneza “Hopelessly Devoted” von Kae Tempest. Das Stück wird im Herbst 2024 im Théâtre des Bouffes du Nord aufgeführt.

Artist’s Note von Dorothée Munyaneza

„Vor 30 Jahren bin ich aus dem Land meiner Geburt fortgegangen. Seit 30 Jahren lebe ich in neuen Ländern. Seit 30 Jahren schlage ich anderswo Wurzeln.
Zuerst London, dann Paris, dann Marseille.
30 Jahre, in denen ich umuko nicht vergessen habe, diesen Baum, der meine Kindheit erhellt. Den Baum, der nur in der Heimatsprache richtig klingt. Dieser hellrote Baum, rot wie die Erde, der mich mit allem verbindet, was beginnt, was verloren ist und wiedergefunden wird, wenn ich zurückkehre, mit allem, was weitergeht …
Weggehen.
Zurückkommen.
Jede Rückkehr nach Ruanda ist wie die Fortsetzung eines Gesprächs mit denen, die heute die Kunstszene bilden, mit der jungen Generation, deren Kreativität, Kühnheit und beharrliches Ringen um Emanzipation im prekären Alltag und seiner Zerbrechlichkeit ich bewundere.
Weggehen.
Zurückkommen.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für die Arbeit mit jungen Künstler:innen in Ruanda. Jetzt muss man den Heimatbaum finden, an den wir uns wenden, wenn wir auf den verschlungenen und ertragreichen Pfaden des Schaffensprozesses Stärkung suchen.
Die Zeit für umuko ist gekommen.“
Dorothée Munyaneza

[Quelle: tanzimaugust.de]

TFB Nr. 1905