Texte zur Produktion
DER TITEL PAIN THRESHOLD bezieht sich auf die Schmerzgrenze, die ein Arzt bei der Untersuchung eines Patienten festzustellen versucht. In Perels Arbeit umfasst dieser Begriff jedoch mehr als die Grenze des körperlichen Schmerzes. Pain Threshold setzt sich mit Fragen nach Offenheit, Verletzlichkeit, Kontrolle, Zustimmung, Pflege und Intimität auseinander und lädt das Publikum ein, seine eigenen emotionalen und intellektuellen Grenzwerte zu erkunden.
Die Idee für diese Arbeit keimte inmitten einer Behandlung in Vorbereitung auf eine andere Aufführung auf: Was wäre, wenn diese Pflege die Performance wäre? Perel wurde neugierig auf das Format der Talk Shows, schaute sich erneut Episoden von Oprah, Barbara Walters‘ Interviews und Late-Night-Shows an – und entschied, dass die Empfänglichkeit für Pflege Perel zum perfekten Talkshow-Master machen würde. Während Perel den Körper öffnet, könnte sich auch ein_e Zuschauer_in emotional öffnen.
Zwei wichtige Ereignisse prägten die Entwicklung dieses Projektes: Zum einen die Entdeckung der Sexualtherapeutin Esther Perel, die nicht nur den gleichen Nachnamen trägt, sondern wie auch Perel selbst in ihrer Arbeit diskursive Praktiken anwendet. Das andere Ereignis war die Anhörung von Richter Brett Kavanaugh, des von Donald Trump nominierten Kandidaten für das Oberste Gericht der Vereinigten Staaten, der sich vor dem Senat gegen Vorwürfe der sexuellen Gewalt verteidigte. Die Aussage der Zeugin Dr. Christine Blasey Ford erinnerte Perel an ein selbst erlebtes sexuelles Trauma. Die Parallelen zwischen Fords und der eigenen Geschichte waren nicht abzustreiten – und Perel entschied, sich der Vergangenheit zu öffnen und den lange verdrängten Schmerz zuzulassen.
In der Erkenntnis von Verwundbarkeit liegt die wahre Stärke. Die Macht liegt in den Händen derjenigen, die es wagen, den Status quo in Frage zu stellen, um sich eine höhere Form der Gerechtigkeit vorzustellen.
HINWEIS Dieses Stück thematisiert u.a. explizit sexuelle Gewalt.
[Quelle: Abendzettel]
TFB Nr. 1280
Besetzung & Credits
KONZEPT, CHOREOGRAFIE, PERFORMANCE: Perel
PRODUKTION: Antonio M., International Fabulousness.
Koproduziert von American Realness Festival 2019 (NYC).
Entstanden im Rahmen von Residenzen bei Movement Research (2018-2020 Mertz-Gilmore Artist-in-Residence), Gibney Dance (2018 Dance In Process Artist) und Making A Difference – Tanzpakt Stadt-Land-Bund.
TANZTAGE BERLIN 2019
KÜNSTLERISCHE LEITUNG: Anna Mülter
PRODUKTIONSLEITUNG: Johanna Withelm
PRODUKTIONSASSISTENZ: Ece Tufan, Raisa Kröger
DRAMATURGISCHE BEGLEITUNG: Alexandra Hennig, Isabel Gatzke
Die 28. Tanztage Berlin sind eine Produktion der SOPHIENSÆLE.
Gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Mit freundlicher Unterstützung von Goethe-Institut Kairo, mapping dance berlin und Tanzfabrik Berlin e.V.
Sophiensæle
Videodokumentation
Die Videodokumentation wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt hergestellt. Im Rahmen dieses Auftrags werden Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Berlin dokumentiert. Die Masteraufnahmen werden von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin archiviert. Kopien der Dokumentationen auf DVD werden folgenden Archiven zur Verfügung gestellt und sind ausschließlich im Präsenzbestand (an den Medienplätzen vor Ort) zur Sichtung zugänglich:
Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
Mediathek für Tanz und Theater des Internationalen Theaterinstituts / Mime Centrum Berlin
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin