Texte zur Produktion
Wir leben inmitten des Grauens und haben uns an ihn gewöhnt: Wälder brennen, Menschen frieren in Häusern ohne Heizung, Familien fliehen über Grenzen, während andere einkaufen gehen. Lessons for Cadavers nähert sich der physischen Sprache des Horrors – seiner Überspitzung und Übertreibung –, um die lebenden Toten der Gegenwart zu reflektieren. Der Tod ist hier ein magisches und groteskes Reich, eine Zone der Transformation, die von seltsamen Lebensformen bewohnt wird. Drei Tänzer*innen bewegen sich auf der Bühne angetrieben von äußeren Kräften durch Zustände von Panik und Staunen, Gewalt und Zerbrechlichkeit.
Für die Autoren Luiz Antonio Simas und Luiz Ruffino ist „das Gegenteil des Lebens nicht der Tod, sondern die Entzauberung“. Seit Jahren beobachtet die brasilianische Choreografin Michelle Moura, wie in ihrem Heimatland eine rechtsextreme Regierung Angst und Hass verbreitet. Die Furcht wird zur politischen Waffe – und zu einem Gespenst, das den Alltag der Menschen begleitet. Michelle Moura, die ihr Stück Overtongue im Rahmen der Tanzplattform präsentierte, zeigt sich auch in ihrem neuesten Streich als Meisterin der Groteske und der künstlerischen – und künstlichen – Dissoziation. In Lessons for Cadavers gelingt es ihr erneut, Humor und Absurdität in der beängstigenden conditio humana zu finden.
MICHELLE MOURA ist gebürtige Brasilianerin und lebt derzeit in Berlin. In minimalistischen Arbeiten erforschte sie mehrere Jahre lang, mit welchen Strategien sich psychologische und physische Veränderungen erzeugen lassen. Heute interessiert sich für die Künstlichkeit und Dissoziation von Elementen und manipuliert Bewegung, Ausdruck, Klang und Sprache. Ihre Kreationen wurden auf internationalen Tanz- und Performance-Festivals wie Impulstanz (AU), Panorama (BR), und La Biennale di Venezia (IT) präsentiert. Als Tänzerin hat sie u. a. mit Lea Moro (CH/DE), Wilhelm Groener (DE) und Vincent Dupont (FR) zusammengearbeitet. Gemeinsam mit sieben weiteren brasilianischen Künstler*innen war Michelle Moura Mitbegründerin und Mitglied der Caulifower Miniglobal Artistic Community (2005 – 2012). Ihre Performance Overtongue, die im Rahmen der Tanztage Berlin 2021 entstand, wurde als eine von 13 Produktionen zur Tanzplattform Deutschland 2022 eingeladen.
michellemoura.com
[Quelle: sophiensaele.com]
TFB Nr. 1708
Besetzung & Credits
KONZEPT, CHOREOGRAFIE UND KÜNSTLERISCHE LEITUNG: Michelle Moura
STÜCKENTWICKLUNG UND PERFORMANCE: Clarissa Rêgo, Jorge De Hoyos, Michelle Moura
DRAMATURGIE UND CHOREOGRAFISCHE ASSISTENZ: Maikon K
MUSIK UND SOUND DESIGN: Kaj Duncan David
LICHT DESIGN UND BÜHNE: Annegret Schalke
KOSTÜM DESIGN UND MASKE: Thelma Bonavita
KÜNSTLERISCHE ZUSAMMENARBEIT: Nina Krainer
SCHNEIDERIN: Luciana Imperiano
PRODUKTIONSLEITUNG: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro
INTERNATIONALE DISTRIBUTION: Something Great
Eine Produktion von Michelle Moura in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE, deSingel und Something Great.
Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa und den Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.
Mit Unterstützung durch ÉTAPE DANSE, ein Netzwerk der fabrik Potsdam, Institut Français Deutschland/Bureau du Théâtre et de la Danse, La Maison CDCN Uzès Gard Occitanie, Théâtre de Nîmes und Mosaico Danza – Interplay Festival Turin.
Mit freundlicher Unterstützung des französischen Ministeriums für Kultur/DGCA, der Landeshauptstadt Potsdam, Fondazione Piemonte dal Vivo, Lavanderia a Vapore Turin und KODA Kultur.
Residenzen bei PACT Zollverein, fabrik Potsdam und Théâtre de Nîmes.
Dank an: Mateusz Szymanówka, Atalya Tirosh, Elisabete Finger, Nics Kort, Annette David, Nina David
Sophiensæle
Videodokumentation
Die Videodokumentation wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt hergestellt. Im Rahmen dieses Auftrags werden Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Berlin dokumentiert. Die Masteraufnahmen werden von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin archiviert. Kopien der Dokumentationen auf DVD werden folgenden Archiven zur Verfügung gestellt und sind ausschließlich im Präsenzbestand (an den Medienplätzen vor Ort) zur Sichtung zugänglich:
Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
Mediathek für Tanz und Theater des Internationalen Theaterinstituts / Mime Centrum Berlin
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin