Texte zur Produktion
Time out of Joint ist ein groteskes Varieté über das Gesagte und das Unaussprechliche im Geschäft von Politikerinnen*. Die Performance zerlegt historische Sprechakte, verlagert rhetorische Virtuosität in den tanzenden Körper und choreografiert die Stimme als Kampfplatz um politische Repräsentation.
Auch das Zuhören ist nicht neutral oder objektiv. In der westlichen Politikgeschichte wird der weibliche Körper bis heute mit gefährlichen Tendenzen wie Regellosigkeit, Undicht-Sein und Irrationalität gleichgesetzt und als Bedrohung für die patriarchale Ordnung beargwöhnt (Anne Carson). Umso mehr gilt es, die Rednerinnen zu feiern, die sich nicht auf künstlich konstruierte Gegensätze zwischen Sprache und Stimme, Ordnung und Chaos, Zurückhaltung und Ausufern, männlich und weiblich oder Geist und Körper einließen und rhetorische Strategien entwickelten, die den binären Hörgewohnheiten trotzten.
Mit behuften Fußtänzen vertiefen sich die Performer*innen in die Absurdität westlicher Politikgeschichte, sammeln Wort-Munition für die andauernden Kämpfe und trainieren den destabilisierenden Tonfall. Time out of Joint mobilisiert mit seinen rhythmischen Tänzen und geräuschhaft-musikalischen Ansprachen Rosa Luxemburgs „Taktik der Taktlosigkeit“ als choreografisches Prinzip.
JULE FLIERL will das Verhältnis zwischen Sehen und Hören ins Wanken bringen: Was man sieht, ist nicht immer das, was man hört, und was man hört, ist nicht immer das, was man sieht. Jule ist davon fasziniert, wie sich die Vorstellungen vom Körper Kontext-spezifisch verändern und dass die Stimme als Technologie des Selbst immer wieder neue Beziehungen zum Körper findet. Jule absolvierte SEAD-Salzburg, EXERCE Montpellier und studiert kontinuierlich die „Lichtenberger Methode“. Als Tänzerin arbeitete Sie u.a. mit Meg Stuart, Tino Sehgal, Martin Nachbar, Gintersdorfer/Klassen und Anna Nowicka.
juleflierl.weebly.com
[Quelle: sophiensaele.com]
TFB Nr. 1742
Besetzung & Credits
KONZEPT, CHOREOGRAFIE: Jule Flierl
CHOREOGRAFIE, PERFORMANCE: Sonya Levin, Parvathi R., Maria Walser, Mariagiulia Serantoni
DRAMATURGIE: Luise Meier
SOUND, RESEARCH: Edka Jarząb
SZENOGRAFIE: Vera Pulido
LIGHT DESIGN: Sandra E. Blatterer / Juri Rendler
KOSTÜME: Giulia Paolucci
PRODUKTION: Alexandra Wellensiek
DANK AN: Muzeum Susch / Art Stations Foundation CH, Fortuna Neukölln, Claire Vivianne Sobottke, Katerina Andreou, Myrto Katsiki, Mateusz Szymanówka, vintage revivals
Eine Produktion von Jule Flierl in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE, ICI—Centre chorégraphique national Montpellier Occitanie / Leitung Christian Rizzo im Rahmen des Residenz-Programmes accueil-studio (Montpellier), Maison de la culture d’Amiens (Amiens), CFB (Berlin), Theaterhaus Berlin.
Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds Berlin und Fonds Transfabrik, ein Deutsch-Französischer Fonds für die darstellenden Künste.
Jule Flierl wird unterstützt im Programm apap – FEMINIST FUTURES kofinanziert durch das Creative Europe Programm der EU.
Sophiensæle
Videodokumentation
Die Videodokumentation wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt hergestellt. Im Rahmen dieses Auftrags werden Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Berlin dokumentiert. Die Masteraufnahmen werden von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin archiviert. Kopien der Dokumentationen auf DVD werden folgenden Archiven zur Verfügung gestellt und sind ausschließlich im Präsenzbestand (an den Medienplätzen vor Ort) zur Sichtung zugänglich:
Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
Mediathek für Tanz und Theater des Internationalen Theaterinstituts / Mime Centrum Berlin
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin
Jule Flierl / Trailer und Videodokumentationen
- Jule Flierl: Interview / Portrait Jule Flierl (2019)
- Jule Flierl: Die Hörposaune (2022)
- Jule Flierl: U.F.O. (2021)
- Jule Flierl: WISMUT – A NUCLEAR CHOIR (2019)
- Jule Flierl: Störlaut (2018)
- Jule Flierl: Operation Orpheus (2016)
- Jule Flierl: A SOUND HAS NO LEGS TO STAND ON (2016)
- Jule Flierl: KÖRPERRUIN 2 – Meta, Meta, Meta für Meter (2014)
- Jule Flierl: Happiness is a war…m gun 3 (2011)