Texte zur Produktion
Die Tanzcompagnie Rubato hat in ihrer mehr als 35-jährigen Geschichte immer wieder gesellschaftliche Zustände und Entwicklungen aufgegriffen, analysiert und sie dann in choreografische Kompositionen übersetzt. Die neue Rubato-Produktion ist ein Tanzstück, das sich mit dem Phänomen Zweifel beschäftigt. Lässt sich der negative Zweifel transformieren, indem der Mut zum kollektiven Zweifel als kreative Kraft verstanden wird, um in einen neuen Raum zu gelangen: ZUKUNFT? Aber was hat der Zweifel als kognitiver Prozess mit dem physischen Körper aus Muskeln, Sehnen, Organen, Skelett zu tun? Tatsächlich ist es ein komplexes, vielschichtiges Wechselspiel, das es zu erkunden gilt.
Die Choreografie von Hell und Baumann formt aus den neun internationalen Tänzer*innen des Ensembles eine gesellschaftliche Miniatur, in der ständige Aushandlungsprozesse stattfinden. Aktiv oder passiv sein, sich den anderen anschließen, dagegen gehen oder allein bleiben. ZWEIFEL. Sich entscheiden, warten, verwerfen, erneut beginnen. Aus diesem unmittelbaren körperlichen Potenzial entstehen tänzerische und choreografische Möglichkeiten. ZWEIFEL wird als produktiver Zustand der Unsicherheit, der Offenheit für Veränderungen und für andere Perspektiven akzeptiert. Unterstützt werden die Tänzer*innen von den Bildassoziationen der Videokünstlerin Andrea Keiz und der live gespielten elektroakustischen Komposition des Musikers Alexander Nickmann.
Jutta Hell und Dieter Baumann gründeten die Tanzcompagnie Rubato 1985 in Berlin. Bis heute entwickelten sie in unterschiedlichsten Künstlerkonstellationen und Kulturen 68 abendfüllende Stücke, die auf zahlreichen Tourneen rund um die Welt gezeigt wurden. 1989 – 92 arbeiteten sie mit Gerhard Bohner zusammen und erhielten 1992 den Förderpreis für Darstellende Kunst der Akademie der Künste Berlin. Auftragsproduktionen von Rubato sind unter anderem entstanden für die Akademie der Künste – Berlin, das Haus der Kulturen der Welt – Berlin, das Tanzfest TANZ IM AUGUST, Staatliche Museen zu Berlin, den steirischen herbst – Graz, für das Jin Xing Dance Theatre, Shanghai, Guangdong Modern Dance Theatre, Guangzhou, Powerstation of Art, Shanghai, Several Dancers Score, Atlanta und Houston – USA; ab 1995 bis heute kontinuierlich Arbeitsaufenthalte und Ko-Produktionen in China. Die Tanzcompagnie Rubato wird seit vielen Jahren kontinuierlich durch die Förderung der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt des Landes Berlin unterstützt.
tanzcompagnie-rubato.de
Liza Alpízar Aguilar wurde in Costa Rica geboren. Sie studierte Tanz am Conservatorio El Barco in Costa Rica. Sie tanzte für die costaricanischen Tanzcompagnien: 4pelos/Losdenmedium, DiquisTiquis und Rosaval Gaspard, seit 2006 arbeitet sie in Europa u. a. für: Sasha Waltz & Guests seit 2006 bis heute, die MAU Kompanie und Tanzcompagnie Rubato. Sie arbeitet als freischaffende Tänzerin, Choreografin und Tanzlehrerin. Sie hat ihre Yogalehrerausbildung Vinyasa-Hatha im Yoga Sky abgeschlossen. Seit 2019 ist sie aktive Yoga Lehrerin. Sie verwirklicht eigene Projekte in den Bereichen Tanz, Tanzfilm, Musik, unter anderem »Aquel día, cual día?«, »Child of Light«, »Tanz, Cello, Bach«, »Sand« und »Unentrinnbar«. Performances mit Künstler*innen wie der Kunst-Tanz-Installation »Connecting dots« von Yujin Lee und Kunst-Tanz-Performance mit Vanessa Enríquez.
liza-alpizar-aguilar.com
Zoé Alibert, geboren in Frankreich, studierte zeitgenössischen Tanz an der Salzburg Experimental Academy of Dance (SEAD), sowie in New York an der NYU Tisch School of the Arts. Ein Postgraduiertenstipendium des BMKÖS ermöglichte vertiefende Studien in Berlin und New York. 2014 absolvierte sie ihren Master in Contemporary Dance Education an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt/ Main. Als Tänzerin, Performerin, Choreografin und Dozentin ist sie in verschiedenen Formaten und Kontexten international tätig. Geprägt von einer Reihe somatischer Praktiken, widmet sich ihre Praxis Aspekten von Präsenz, Alignment, Atmung, Kreativität und Flow und bewegt sich an der Schnittstelle von Tanz, Bewegung und Stimme.
resonantbecomings.com
Mercedes del Rosario Appugliese, ist eine argentinische Tänzerin, Choreografin und Kursleiterin. Nach einer Ausbildung in klassischem Tanz studierte sie zeitgenössischen Tanz und Tango Argentino. Als Choreografin und Tänzerin arbeitete sie u. a. für die Cie. Toula Limnaios, Tanzcompagnie Rubato, A+B TANZBAU, Konzerthaus Berlin. Seit über 10 Jahren ist sie Dozentin und Trainerin für zeitgenössischen Tanz und kreativen Kindertanz und leitet das Bewegungszentrum FLOW Grünau.
mercedesappugliese.com
Fabian Bleisch ist freiberuflicher Lichtdesigner und war von 2000 bis 2002 technischer Leiter des Theaters im Kunsthaus Tacheles in Berlin. Seit 2003 ist er Meister für Veranstaltungstechnik. Er ist hauptsächlich im Bereich zeitgenössischer Tanz tätig, aber auch für Performances und Theater. Oft kombiniert er konventionelles Bühnenlicht mit selbst entwickelten Lichtinstallationen. Er hat bei zahlreichen nationalen und internationalen Produktionen und Gastspielen in kleinen und großen Spielstätten mitgewirkt. Unter anderem hat er mit folgenden Künstlern zusammengearbeitet: Hannah Hurtzig / Mobile Akademie Berlin | Jo Fabian | Martin Schrittmacher / MS Schrittmacher | Matanicola | Mouvoir / MOUVOIR/Stephanie Thiersch | Nico and the Navigators | Penelope Wehrli | Tanzcompagnie Rubato | Yui Kawaguchi.
lichtdesign-berlin.com
Claudia Janitschek, Kostümbildnerin, Designerin, geboren in Berlin. Studium Modedesign an der weißensee kunsthochschule berlin. Assistenzen bei Vivienne Westwood (pattern making) und Bernd Skotzig (Kostüm, Sasha Waltz & Guests). Handwerkliche Arbeiten in der Gewandmeisterei der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Seit einigen Jahren künstlerische Zusammenarbeit als Kostümbildnerin mit den Kollektiven des zeitgenössischen Tanzes Rubato und laborgras.
Andrea Keiz, ausgebildet als Diplombiologin und Tanzpädagogin arbeitet Andrea Keiz seit 2000 als freischaffende Künstlerin im Feld der Videoproduktion für zeitgenössischen Tanz. Neben der Dokumentation von Live Performance im Bühnenraum widmet sie sich seit mehreren Jahren verstärkt der dokumentarischen Begleitung künstlerischer (Forschungs-) Prozesse. Ihr Interesse gilt dem Einsatz der Bildproduktion als Feedbackmöglichkeit für die künstlerische Arbeit. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Choreograph*innen erarbeitet sie Filme für Bühnenwerke: 2022:„Sehnsucht“ mit Tanzcompagnie Rubato und„Körper Deluxe“ von Josep Caballero García, sowie für Projekte im urbanen Raum: „Schrittweise“ von Katja Münker und„Stadterweitern“ von Sabine Zahn. Partizipative Videoprojekte mit Senior*innen und Jugendlichen fanden unter verschiedenen soziokulturellen und politischen Gesichtspunkten wie Fremdenfeindlichkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, Intergenerationsfragen u. a. m. statt. Sie unterrichtet im In- und Ausland mit den Schwerpunkten Wahrnehmung sowie Video Dokumentation in künstlerischen Prozessen und künstlerischer Forschung.
andreakeiz.de
Alexander Nickmann, geboren in Dresden, studierte Tanz an der Rotterdams Danceacademy und Musik und Sound, Studiengang „Soundstudies“ an der UdK Berlin. U. a. bei Karl Bartos ehem. Mitglied„Kraftwerk“, Robert Henke, Gründer von „Ableton Live“ , Prof. Martin Supper und Sam Auinger. Er tanzte u. a. mehrere Jahre bei Emio Greco / P.C. Scholten, Compagnie Vicente Saez sowie als Freelancer in Berlin. Als Musiker und Komponist arbeitete er unter anderem für Halle am Berghain- Singuhr Berlin, ARS Electronica Linz, Hau 2 Berlin, Haus der Kulturen der Welt, CTM 2010, Frank Willems, Tanzcompagnie Rubato, Sasha Waltz & Guests – Kindertanzcompagnie, Tomi Paasonen, Astrid Endruweit, Penelope Wehrli/ Gerrit Sharma und Kunststiftung Halle „100 Jahre Bauhaus“. Alex Nickmann ist Mitbegründer von „ I.N.K.“ und Mitglied des Musikensembles„ Aukai“.
alexnickmann.com
Carlos Osatinsky, geboren in Argentinien, studierte Physik in Tucumán und Tanz im Taller de Danza Contemporánea des San Martin Theaters in Buenos Aires. Er arbeitet derzeit als Tänzer, Pädagoge und Kreativer. Seit 2003 lebt er in Berlin. Er hat mit Helena Lizari, Tomi Paasonen, Andrea K. Schlehwein, TanzApartment, Yuko Matsuyama und anderen zusammengearbeitet. Er war Mitglied der Cie. Toula Limnaios und nahm an mehreren Projekten der Tanzcompagnie Rubato teil. Er entwickelt seine eigene Arbeit in enger Zusammenarbeit mit Fernando Pelliccioli und unterrichtet Kurse, Workshops und Labore in Europa, Südamerika und Asien. Mit Jonathan Martineau leitet er die Reihe„The Body in its World“. Ein wichtiger Schwerpunkt seines Interesses bezieht sich auf die Verbindung von Bildern und Sounds.
ferychar.wix.com/site
Fernando Nicolás Pelliccioli, geboren in Argentinien, studierte Tanz am Taller de Danza Contemporánea des Theaters San Martín. Er war Mitglied der Theater Dance Company, mehrerer Ensembles und Projekte. Er arbeitet derzeit als Tänzer, Pädagoge und Kreativer. Seit 2000 lebt er in Europa und arbeitet dort bis heute mit vielen Künstler*innen zusammen. Er hat an mehreren Projekten der Tanzcompagnie Rubato teilgenommen. Seine künstlerische und pädagogische Arbeit entwickelt er in enger Zusammenarbeit mit Carlos Osatinsky und gemeinsam mit Jonathan Martineau gestaltet er die Reihe„The Body in its World“.
ferychar.wix.com/site
Anja Sielaff wurde 1979 in Berlin geboren. Sie hat an der Theaterschool in Amsterdam Modernen Tanz studiert (Bachelor 2005) sowie ein Grundstudium für Mime
/ Bewegungstheater absolviert. Seit 2004 arbeitet sie mit verschiedenen Choreograf*innen und Regisseur*innen in Europa, Asien und den USA. U. a. mit Jeremy Wade, Meg Stuart, Jakop Ahlbom, Dries Verhoeven, Kat Válastur, Guy Weizman, Willi Dorner und Kirsten Burger. Mit der Tanzcompagnie Rubato arbeitet sie seit 2015 zusammen. ZWEIFEL ist ihre neunte gemeinsame Produktion. Anja zeigte eigene Soli bisher in Amsterdam, Berlin und Belgrad. Sie unterrichtet seit 2006 Tanz und Bewegung für Erwachsene und Kinder in eigenen Kursen sowie an staatlichen Schulen und choreografiert zunehmend für Tanzund Theaterstücke. Seit 2018 ist sie ausgebildete Tanztherapeutin mit Festanstellung im Klinikum Neukölln. Anja ist Mutter von 2 Kindern.
Xuan Shi und Niannian Zhou wurden in China geboren und haben dort ihre Tanzausbildung abgeschlossen. 2000 studierten sie an der Folkwang Universität und erhielten 2001 ein Stipendium des Asian Culture Council für die USA. Sie sind sowohl die erste Generation der Guangdong Modern Dance Company, die in den Neunzigerjahren Chinas erste moderne Tanzkompanie war, als auch Gründungsmitglieder von Shen Wei Dance Art in New York. Sie waren Ensemblemitglieder von Sasha Waltz & Guests von 2003/2010-2013 und waren an mehreren Projekten der Tanzcompagnie Rubato beteiligt. Eigene Choreografien von 1994 – 2010: Illusion of Alienation/Let x=x/Sleepwalking/Trichromatic body/Moving/Parallel/The Sound of Qin. 2014 gründeten sie XuanNianSpace und entwickelten ihre erste unabhängige Produktion„ … down“. Sie realisierten u. a. Auftragsproduktionen für: Folkwang Universität Essen, Biennale für Städtebau und Architektur von Shenzhen und HK, Beijing Normal University, Museum für zeitgenössische Kunst Leipzig, Kulturmonat von Yongqingfang, Guangdong Modern Dance Festival, Kooperation „Changzhou 2020“.
[Quelle: Abendzettel]
TFB Nr. 1819
Besetzung & Credits
Konzept: Dieter Baumann, Jutta Hell
Inszenierung, Choreografie: Jutta Hell
Komposition, live Musik: Alexander Nickmann
Tanz, Kreation: Liza Alpizar Aguilar, Zoé Alibert, Mercedes Appugliese, Dieter Baumann, Carlos Osatinsky, Fernando Pelliccioli, Anja Sielaff, Xuan Shi, Niannian Zhou
Videokunst: Andrea Keiz
Licht: Fabian Bleisch
Kostüm: Claudia Janitschek, Jutta Hell
Raum: Dieter Baumann, Jutta Hell
Kommunikation: k3 berlin
Produktion: Tanzcompagnie Rubato, gefördert vom Hauptstadtkulturfonds und der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Berlin, in Kooperation mit den Uferstudios, Berlin.
Projektrecherche gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm NEUSTART KULTUR, Hilfsprogramm DIS-TANZEN des Dachverband Tanz Deutschland.
Uferstudios
Videodokumentation
Die Videodokumentation wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt hergestellt. Im Rahmen dieses Auftrags werden Produktionen im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Berlin dokumentiert. Die Masteraufnahmen werden von der Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin archiviert. Kopien der Dokumentationen auf DVD werden folgenden Archiven zur Verfügung gestellt und sind ausschließlich im Präsenzbestand (an den Medienplätzen vor Ort) zur Sichtung zugänglich:
Universitätsbibliothek der Universität der Künste Berlin
Mediathek für Tanz und Theater des Internationalen Theaterinstituts / Mime Centrum Berlin
Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin
Tanzcompagnie Rubato / Trailer und Videodokumentationen
- Tanzcompagnie Rubato: Interview / Portrait Tanzcompagnie Rubato (2017)
- Tanzcompagnie Rubato: POLARISIERUNG UND EMPATHIE (2024)
- Tanzcompagnie Rubato: SEHNSUCHT, Anatomie eines Gefühls (2022)
- Tanzcompagnie Rubato: Die Zeit ist immer jetzt (2021)
- Tanzcompagnie Rubato: traces_#62 (2019)
- Tanzcompagnie Rubato: blue-sky thinking (2018)
- Tanzcompagnie Rubato: SOS – Ein TANZFONDS ERBE Projekt (2018)
- Tanzcompagnie Rubato: Figures in a Landscape (2018)
- Tanzcompagnie Rubato: flirren (2017)
- Tanzcompagnie Rubato: Voltage / ZERO (2016)
- Tanzcompagnie Rubato: Wiederholung und Differenz (2015)
- Tanzcompagnie Rubato: Uncertain States (2015)
- Tanzcompagnie Rubato: Happiness / Xing Fu (2014)
- Tanzcompagnie Rubato: Two Figures in a Landscape (2014)
- Tanzcompagnie Rubato: Act (2013)
- Tanzcompagnie Rubato: FindeOrte (2012)
- Tanzcompagnie Rubato: milk & bread / rice & water (2011)
- Tanzcompagnie Rubato: Look at me, I´m Chinese (2010)
- Tanzcompagnie Rubato: display life (2009)
- Tanzcompagnie Rubato: TROPEN (2009)
- Tanzcompagnie Rubato: 3 men running (2009)