Texte zur Produktion
Vor 25 Jahren begannen Renate Graziadei und Arthur Stäldi mit ihrer gemeinsamen Bewegungsforschung. Das von ihnen gegründete, seit dem Jahr 2000 in Berlin ansässige Kollektiv laborgras untersucht seither in den unterschiedlichsten Konstellationen und Kollaborationen den Tanz als eigenständige Kunstform und Sprache.
Zum Auftakt der Jubiläums-Saison kreiert laborgras mit „Er… Sie… und andere Geschichten“ ein besonderes Ereignis: So, wie sich eine Band im Aufnahmeraum versammelt, um an etlichen verschiedenen Songs zu arbeiten, bis daraus ein Album entstanden ist, breiten laborgras über ein Dutzend unterschiedliche Choreografien – länger, kürzer, heftiger, sanfter – aus, die sich zu einer Gesamtperformance verbinden. Das Publikum ist eingeladen, dieses konzentrierte „Songbook of Dance“ in der intimen Atmosphäre des laborgras-Studios hautnah mitzuerleben.
Das Kollektiv laborgras wurde im Sommer 1994 von den Tänzern/Choreografen Renate Graziadei (A) und Arthur Stäldi (CH) in Hamburg gegründet und ist seit dem Jahr 2000 in Berlin ansässig. Seit der Gründung des Kollektivs arbeitet laborgras im Sinne eines Laboratoriums mit Vertretern des Tanzes und aus anderen Bereichen der Kunst an Experimentierfeldern im Tanz. laborgras macht es sich seit jeher zur Aufgabe, Tanz als eigenständige Kunstform und Sprache zu untersuchen und die eigene Handschrift durch den Einfluss anderer Ästhetiken und Künstler offen zu halten und weiter zu formulieren. laborgras betreibt in Berlin-Kreuzberg ein eigenes Studio. Im Zusammenspiel diverser Präsentations-, und Diskussionsformen ist für laborgras das Studio ein Ort, in dessen Zentrum die Künstler, ihre Arbeit, ihr Denken, und ihre Konfrontation mit sich und dem Publikum stehen. Um den Diskurs mit dem Publikum und Kollegen zu fördern, werden die im Studio stattfindenden Arbeitsprozesse und Projekte in den dafür notwendigen künstlerischen Formaten öffentlich gemacht.
Die Arbeit von laborgras ist national und international anerkannt. Die Produktionen von laborgras wurden als „Innovative Tanzproduktion 2000“ (ballett-tanz) ausgezeichnet, erhielten den Essener Kurt-Jooss-Preis (2004) und wurden zum „Resolution! Aerowaves Festival“ in London und zur Deutschen Tanzplattform nach Leipzig eingeladen. Die 2006 entstandene Produktion „I, myself and me again“ wurde seit der Uraufführung auf zahlreichen internationalen Festivals präsentiert und sowohl in der Tanzwissenschaft wie auch im Bereich der Neuen Medien als herausragende interdisziplinäre Arbeit besprochen. 2009 konnte laborgras mit Unterstützung von Sasha Waltz & Guests im Rahmen von „Choreographen der Zukunft“, das Solo Rückwärts produzieren und beim „Internationales Tanzfest – Tanz im August 2009“ im Radialsystem V zur Uraufführung bringen. Das Solo wurde bei 3sat als Höhepunkt des Abends „Choreographen der Zukunft“ erwähnt. Ebenso wurde Renate Graziadei in der jährlichen Kritikerumfrage der Zeitschrift ballett-tanz 2010 als beste Tänzerin des Jahres ausgezeichnet. 2013 wurde das Projekt Inside Partita in Zusammenarbeit mit Folkert Uhde (Radialsystem V), Midori Seiler und Fabian Russ uraufgeführt. 2014 hat laborgras für den TanzPlan Ost, in der Ostschweiz das Stück da-zwischen choreografiert. Die Premiere fand am 14.08.2014 in der Lokremise St. Gallen statt. Im Anschluß ging das Stück bis zum 22.11.2014 in der Ostschweiz auf Tournee. Im März 2015 erhielt laborgras den von der Akademie der Künste verliehenen Kunstpreis Berlin in der Sparte Darstellende Künste und im September 2015 wurde Renate Graziadei für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST für Ihre tänzerische Leistung in der Produktion „Transition“ nominiert.
laborgras.com
Renate Graziadei wurde in Österreich geboren und absolvierte ihre Tanzausbildung in der Schweiz. Sie zog dann nach New York City, wo sie drei Jahre lang studierte, arbeitete und lebte und unter anderem mit der Nina Wiener Dance Company tanzte. Nach ihrer Rückkehr nach Europa arbeitete sie mit Rui Horta am S.O.A.P Tanztheater Frankfurt und später mit der Hamburger Tanzgruppe COAX. Im Herbst 1994 gründeten Renate Graziadei und Arthur Stäldi das Laborgras-Kollektiv. Renate und Arthur tragen nicht nur zahlreiche originelle eigene Projekte, sondern auch die Entstehungsprozesse anderer Künstler bei. Ihre längste und engste Zusammenarbeit besteht seit 1999 mit dem Choreografen David Hernandez. Renate hat mit Sasha Waltz & Guests den Assistenten Probenleiter seit 2004 und als Tänzerin arbeitet seit 2008. 2010 ist sie der Kritiker Wahl für Tänzer des Jahres war, verliehen von ballet- tanz-Magazin. Im März 2015 erhielt laborgras den Kunstpreis Berlin von der Akademie der Künste in der Kategorie Performing Arts. Im September desselben Jahres wurde Renate Graziadei für den DER FAUST-Preis des Deutschen Theater für ihren Tanz in der Produktion Transition nominiert.
Der gebürtige Schweizer Arthur Stäldi begann seine Tanzausbildung in Luzern (Schweiz) und Rotterdam (Holland). Er arbeitete anschließend an verschiedenen Stadttheatern in der Schweiz und Deutschland und gründete 1989 gemeinsam mit der Tänzerin Rica Blunck die Hamburger Tanzgruppe COAX. Seit seiner Loslösung von COAX im Sommer 1994 arbeitet er für das von ihm mit gegründete Kollektiv laborgras und hat an zahlreichen nationalen und internationalen Projekten anderer Künstler/Choreografen mitgewirkt. Eine der engsten Zusammenarbeiten bestand mit dem Choreografen David Hernandez (1999 – 2000). Seit 1996 unterrichtet er regelmäßig an verschiedenen Institutionen in Deutschland und international zeitgenössische Tanztechnik, Improvisations- und Kompositions- Workshops. Seit 2008 arbeitet er national und international als Improvisator, Choreograph, Dramaturg und ist Technischer Leiter im Studio laborgras.
Sergey Zhukov wurde in Katschar (Kasachstan) geboren und kam Ende der 90er nach Deutschland. Vom Gesellschaftstanz wechselte er zum Tanz-Studium an der Folkwang Universität der Künste und schloss mit dem Folkwang-Preis ab. Von 2008 bis 2014 tanzt er für das FolkwangTanzStudio (FTS), vom 2006 bis 2015 war er Gasttänzer für das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch. Zhukov arbeitete zusammen mit Choreografen wie Susanne Linke, Urs Dietrich, Rodolpho Leoni, Mark Sieczkarek, Henrieta Horn, Chikako Kaido, Ben J. Riepe, VA Wölfl und vielen anderen, derzeit arbeitet er mit laborgras.
Über acht Jahre arbeitete Lutz Deppe als Photograph mit Veröffentlichungen für diverse Labels wie Torofon, Wergo, Weltwunderrecords, Verlage wie DuMont, Prestel, Edition Cantz und Ausstellungen in Berlin, Köln, Hannover. Von 1989 bis 1992 war Lutz Deppe Hausphotograph am „Haus der Kulturen der Welt“ (Berlin). 1995 arbeitete er das erste Mal ausschließlich mit Licht. Zusammen mit Susanne Linke entwickelte er die Lichtgestaltung für den Tanzfilm „Märkische Landschaften“. Danach folgte eine Assistenz bei Jean Kalman für die Opéra de Lyon, „Lenz“ von Wolfgang Rhim. Seitdem arbeitete er mit zahlreichen Choreographen, Regisseuren und Komponisten. Mit der Produktion Yoshi Oidas „Die Zofen“ erhielt er in London den „Time out award for the best outstanding production of the year 2003“. In den letzten Jahren waren Lichtinstallationen u.a. bei der Expo 2000, in der Cité de la Musique in Paris 2003, in der Elisabethkirche in Berlin 2010 und der Kunsthalle Hamburg 2013 zu sehen. Er gibt Workshops im In- und Ausland, seit 2003 unterrichtet er u.a. an der Hochschule für Gestaltung und Kunst (Zürich), an der Universität der Künste (Berlin) und an der Norwegian Theater Akademy (Fredikstad).
Claudia Janitschek, geboren in Berlin, studierte an der Kunsthochschule Berlin Weissensee Modedesign (MA). Sie arbeitet als freiberufliche Modedesignerin, Kostümbildnerin und Schnitttechnikerin. Zu ihren beruflichen Erfahrungen zählen u.a. Vivienne Westwood Studios, Sasha Waltz & Guests und laborgras.
Andrea Parolin wurde 1988 in Mailand geboren. Dort studierte er an der Hochschule für Kino, TV und Neue Medien bei Paolo Benvenuti und Simone Olivero und graduierte als Ton und Video Ingenieur. Anschließend arbeitete er im Team mit seinen ehemaligen Professoren und dem Label Soundfish in zahlreichen Ferseh- und Filmproduktionen als Soundmixer und Tonassistent. In 2013 zog Andrea Parolin nach Berlin und begann im Musikbereich zu arbeiten; er kollaboriert mit dem Tonstudio Capture Rooms in unterschiedlichen Sound Projekten ebenso wie mit zahlreichen Theaterproduktionen. Seitdem arbeitet er als freiberuflicher Sound Designer in Deutschland und Italien.
[Quelle: Abendzettel]
TFB Nr. 1293
Besetzung & Credits
Konzept: laborgras (Renate Graziadei & Arthur Stäldi)
Choreografie: Renate Graziadei in Kollaboration mit Sergey Zhukov
Performance: Renate Graziadei, Sergey Zhukov
Dramaturgie: Arthur Stäldi
Sound-Design: Andrea Parolin
Kostüm: Claudia Janitschek
Lichtdesign: Lutz Deppe
Produktionsleitung: Inge Zysk, Raquel Moreira
Presse: k3 Berlin, Kontor für Kultur und Kommunikation
Booking: Léa Chalmont
Eine Produktion von laborgras gefördert durch die „Senatsverwaltung für Kultur und Europa“.
Made at Studio laborgras.
1. Er & Sie
Musik: Micatone/ Musik Titel: Handbreak
2. Lost
Musik: Phoebe Killdeer with the Shift & Maria de Medeiros/ Musik Titel: Get Lost
3. Stuck Inside
Musik: Phoebe Killdeer & The Short Straws/ Musik Titel: Stuck Inside
4. Exposed
Musik: TCC Band/ Musik Titel: (You Made Me A) Believer
5. In the Mood for Love
Musik: Kronos Quartet & Laurie Anderson/ Musik Titel: Riding Bicycles Through the Muddy Streets
6. Broken Tango
Musik: Otros Aires/ Musik Titel: Perro Viejo
7. Chocolate Jesus
Musik: Tom Waits/ Music Titel: Chocolate Jesus (Remastered)
8. Prelude
Keine Musik
9. Closely
Musik: LSD – Genius (feat. Sia, Diplo & Labrinth)/ Musik Titel: Genius
10. Bach
Musik: Johann Sebastian Bach/ Musik Titel: Sonate für Violine und Cembalo in E Major, BMV 1016
11. Poetic Dialoge
Musik: Laurie Anderson/ Musik Titel: Bright Red
12. Kaleidoskop
Musik: Sam Cooke/ Musik Titel: Lost and Looking
13. Tango
Musik: Rodrigo Leão & Lula Pena/ Musik Titel: Pasión
laborgras
Paul-Lincke-Ufer 44 A
10999 Berlin
laborgras / Trailer und Videodokumentationen
- laborgras: Interview / Portrait LaborGras (2010)
- laborgras: DAS FEST (2022)
- laborgras: sinnestaumel (2021)
- laborgras: Das Fest (Film) (2020)
- laborgras: Er… Sie… und andere Geschichten (2019)
- laborgras: Silent Confrontation (2018)
- 24/7 Tanzfilm / laborgras: Silent Confrontation (2018)
- laborgras: Methods of remembering (2017)
- laborgras: Broken Mirror (2017)
- laborgras: Axioms Between Frames in Time (2017)
- laborgras: Ambulo ergo sum – Ich laufe, also bin ich (2015)
- laborgras: Transition (2014)
- laborgras: Retour (2014)
- laborgras: Improvisation (2010)
- laborgras: Improvisation (2010)
- laborgras: HABITAT (2010)
- laborgras: Rückwärts (2009)
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